Volltext: Vom Frühjahr 1915 bis zum Kriegsende 1918 (2 ;)

Die Sprengung des Lol di Lana-Gipfels 
6m Mär; hatte die Pustertal-Diviston eine wesentliche Umstellung und eine erhebliche Ver¬ 
minderung ihrer Kräfte erfahren. Von den Kaiserjägern, deren Masse — das ganze 1. Regiment, 
das Gros des 2. Regiments (III., IV., V. und VI. Bataillon) unter Obstlt. Eschan, das Gros des 
3. Regiments (I. und II. Bataillon), das ganze.4. Regiment — zum XX. Korps auf die Hoch¬ 
fläche von Zolgaria abging, blieben nur zwei Bataillone des 2. Regiments (I. und II.), das III. 
des 3. Regiments sowie einige Streifkompagnien in den Dolomiten zurück. An Stelle des Landes- 
schützenregiments Ar. III kam das ostgalizifche Lchützenregiment Ar. 36. Linen keineswegs voll¬ 
wertigen Ersatz boten drei sogenannte „Erachombataillone", in deren Reihen alle mit der gefähr¬ 
lichen Angenkrankheit behafteten Leute des ganzen Heeres zusammengezogen waren. Landsturm, 
dem 3000 tapfere StandschUtzen zur Seite standen, -bildete die Mehrheit der Besatzung in dem 
rund 70 km ausgedehnten Ragon, dessen wichtigste Bastionen, der Eol di Lana, der Monte Sief 
und der Balparola-Abschnitt von den zurückgelassenen 2er und 3er Kaiferjägern besetzt blieben. 
Das Ziel der 6taliener war nach wie vor die Eroberung des Eol di Lana. Der Anfang April 
verging, ausgefüllt durch belanglose Patrouillengefechte und Uber die ganze Pustertalfront aus¬ 
gedehnte Artilleriegefechte. Dann schritten die Staliener an die Ausführung des grotzangelegten, 
entscheidungsuchenden Angriffes, zur Eroberung des Bergstockes Eol di Lana—Monte Sief. 
Auf dem Eol di Lana hatte schon lange der Kampf unter der Erde begonnen. Beim Aus¬ 
sprengen von Unterständen und Galerien hatte sich den 6talienern der Gedanke aufgedrängt, einen 
Minengang unterhalb der Kaiserjägerstellung vorzutreiben, um die Bergspitze, die nicht erobert 
werden konnte, zu sprengen. Fast den ganzen Winter Uber wurde an der Ausführung gearbeitet. 
Anfangs April wurde die Arbeit eingestellt, da man den Bau einer Gegenmine wahrnahm, die 
auch tatsächlich am 5. April aufflog, ohne allerdings eine Wirkung hervorzurufen. Rach einer 
Pause wurde die Bohrung wieder ausgenommen und am 12. April beendet. Zwei Minenkammern 
nahmen 5020 kg Aitroglgzerin auf. Die so gelegte gewaltige Mine bildete den Schwerpunkt, um 
den die Angriffsordnung einer italienischen 6nfanteriebrigade gelegt wurde. Rach der Sprengung 
sollten zuerst neun Kompagnien die Bergspitze erstürmen und ohne Aufenthalt sogleich gegen den 
Monte Sief vorstotzen. Starke Artillerie, 84 leichte und 25 schwere Geschütze, hatten vom 15. April 
an den Eol di Lana und dessen Umgebung unter Zerstörungsfeuer zu nehmen. 
Schon im Zänner hatten die Verteidiger Verdacht geschöpft und einen Horchdienst eingerichtet. 
Die Besorgnisse zerstreuten sich aber wieder, da man geneigt war, die zeitweilig verstummenden 
Bohrgeräusche auf Kavernenbauten zurUckzuführen. Mitte März tauchten jedoch die Befürch¬ 
tungen neuerlich auf; sie steigerten sich rasch. Man begann kleine Gegenstollen zu bohren, erlangte 
aber noch keine Gewitzheit. So schwankte die Meinung und bedrückte jeden Einzelnen, mochte er 
an die Gefahr glauben oder nicht. 
Ohne genügende technische Hilfsmittel mutzten die Kaiferjäger Zusehen, wie der Feind den 
Sprengstollen immer weiter unter den Gipfel des Eol di Lana trieb und die Sprengung vorberei¬ 
tete. Man versuchte wohl Gegenmaßnahmen, aber mit Pickel und Schaufel allein lietz sich gegen 
elektrische Bohrmaschinen nicht kämpfen. 
Die Verteidigung des Eol di Lana-Abschnittes, der auch den Monte Sief und die Stellung am 
SUdwesthange des Eol di Lana, die sogenannte „Bergsappe" und die Rothschanze sowie die Stel¬ 
lung im Sattel nördlich des Monte Sief, in sich schloß, war seit dem 6. Februar dem II. Batail¬ 
lon, Hptm. v. Gasteiger, des 2. Regiments anvertraut. 
Schon im März wutzte man, daß der Eol di Lana bald gesprengt würde. Eine unerträgliche 
Spannung zerrte an den Nerven der Verteidiger. Dennoch machten die 5. Kompagnie, Hptm. 
Homa, und die 6., Oblt. v. Eschurtschenthaler, in -dreitägiger Ablösung unverdrossen Dienst auf 
der Spitze. 
Die 6. Kompagnie, ein Sappeurzug, einige Kanoniere und Artilleriebeobachter standen am 
17. April auf der Spitze des Berges, als die 61aliener mit heftigem Geschützfeuer ihre Angriffs¬ 
absicht zu erkennen gaben. Dem Hptm. v. Gasteiger wurde nun die im Eol di Lana-Abschnitt be- 
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