Volltext: Vom Frühjahr 1915 bis zum Kriegsende 1918 (2 ;)

Die Alarmierung der Tiroler Standschützen am 18. Mai lieh erkennen, daß es bald ernst 
würde. Am 20. Mai zeitlich früh erhielten die beiden Marschbataillone der Zer und der 4er Kai¬ 
serjäger den allerdings am Vormittag widerrufenen Befehl, die „Alarmgruppierung" anzunehmen. 
Alles eilte in die Stellungen. Auf der ganzen Front herrschte das Treiben erhöhter Gefechtsbereit¬ 
schaft. Auf der Mga. del Finocchio wurde den Angehörigen des 4er Kaiserjägermarschbataillons 
die Tröstungen der Religion gespendet. Abends traf ein Meldereiter aus Rovereto mit dem 
neuerlichen Alarmbefehl ein. Auf einem Bergrücken kündigte das geisterhafte Aufflammen eines 
mächtigen Holzstoßes „den Alarm" für den ganzen Abschnitt an. Sn Rovereto wurde zur selben 
Stunde das Standrecht verhängt. 
Am 2Z. Mai abends wurde die italienische Kriegserklärung bekannt. Mit einem Schlage 
änderte sich das halb friedliche, halb kriegerische Sdgll von Serrada und vom Mt. Finocchio. Der 
beginnende Krieg versetzte Offizier wie Mann in eine Atmosphäre des Ernstes und der höchsten 
Spannung. 3n aller Eile wurden Batteriestellungen ausgehoben. Meraner Standschützen besetzten 
ben Monte Ghello. 
Sn den Stunden der Kriegserklärung Staliens standen an der 350 Kilometer langen Tiroler 
Front nur 55.000 Gewehre — zum größeren Teil StandschUtzenbalaillone, jura geringeren Teil 
Lchanzarbeit. (Bild von Hptm. Riit. v. Bouvard.) 
Landsturmformationen und Marschbataillone alpenländischer Regimenter — mit 22 mobilen Bat¬ 
terien — insgesamt 75 Geschütze. Als einziger, für offensive Aufgaben geeigneter Heereskörper 
rollte in der Feit vom 25. Mai an das hauptsächlich aus gebirgsgewohnten bagrischen Truppen 
zusammengesetzte und für den Gebirgskrieg besonders ausgerüstete, divisionsstarke deutsche Alpen¬ 
korps, GLt. Kraft v. Dellmenfingen, über Innsbruck und den Brenner in LUdtirol ein. Die Ver¬ 
teidigung Tirols, die von FML. v. Koennen-Horak mit Umsicht eingeleitet worden war, über¬ 
nahm am 25. Mai der bisherige Führer der 1. Armee, GdK. Dankt. Auf italienischer Leite zähl¬ 
ten die beiden SUdtirol umfassenden Armeen 180.000 Streiter und 170 Batterien. 
Das Landesverteidigungskommando Tirol verfügte zu Beginn des Krieges die freiwillige 
Preisgabe der von vornherein umfaßten Borsprünge des 450 Kilometer langen Grenzzuges Süd¬ 
tirols und durch Rückverlegung der Abwehr in die Linie der permanenten Befestigungen auf der 
Hochfläche von Folgaria (Vielgereut)—Lavarone (Lafraun) und des langgestreckten Kammes der 
Faffaner Alpen verkürzte sich die Front um mehr als 100 Kilometer. Der Bodengestaltung und 
den daraus sich ergebenden Ginbruchsmöglichkeiten entsprechend, wurde Südtirol in fünf Bertei- 
digungsragone geteilt. 
Den wichtigsten Ragon III "SUdtirol" mit seinen zahlreichen bei Trient zusammenlaufenden 
Einbruchswegen verteidigte die 01. Snsanteriedivision. Der unmittelbare Schutz des Ttschtales im 
Bereiche dieser Division war als Grenzabschnitt 4 der 181. Snsanteriebrigade, GM. Englert, be¬ 
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