Volltext: Viribus Vnitis. Das Buch vom Kaiser

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Am eingehendsten, man möchte sagen, am meisten individuell gestaltet sich die Inspicierung der Infanterie-Compagnien. 
Wenn der Kaiser die Meldung entgegengenommen und die Front des Regiments (concentrierte Aufstellung mit Bataillonsmassen in 
einem Treffen) abgeritten hat, wird eine Compagnie nach der andern vorgerufen. Jede arbeitet etwa fünfzehn Minuten, die eine in 
»geschlossener Ordnung«, die nächste im Detail des Feuergefechtes der geschlossenen Truppe, die dritte in der Schwarmlinie 
u. s. w. Zum Schlüsse lässt der Kaiser von jedem Bataillon einige Bewegungen machen. Die Armee muss ja auch vor der 
Bataillons-Uebungsperiode schlagfertig und kampftüchtig sein; darum muss schon im Winter wöchentlich einmal im Bataillon 
gearbeitet werden. Wiederholungen sind bei der grossen Einfachheit des Reglements unvermeidlich; aber sie sind nicht langweilig, 
denn der Kaiser stellt Aufgaben nach dem Terrain, auf Grundlage ersonnener Gefechtsmomente; dann — es ist ganz auffallend — 
fast Jeder macht dieselbe Sache auf andere Weise. Auch das ganze Auftreten der Compagnie entspricht jedesmal der Eigenart, dem 
Temperamente des Commandanten. Welcher Gegensatz zur »guten alten Zeit« ! Damals war Schablone Alles und das erste hervor 
tretende Individuum war der Bataillons-Commandant. Die Compagnie verlor sogar ihren Namen, wenn sie im Bataillon stand, und 
hiess »Halbdivision«. Durch das Compagnie-System wurden die Kräfte und der Wille von ein par tausend Prachtmenschen lebendig 
und wirksam und man denkt an diesen unschätzbaren Gewinn, wenn man bei der Inspicierung zusieht, wie diese beweglichen, 
selbstbewussten, ansehnlichen Compagnie-Commandanten ihre Abtheilung verwenden, als wäre sie eine handsame Waffe in geschickter
	        
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