Volltext: Oberösterreichische Männergestalten aus dem letzten Jahrhundert

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für harmlose Spiele (Bolzenschießen) nnd ähnliches den 
Brüdern das Daheimsein angenehm zu machen und erreichte 
es dadurch, daß alle mit Liebe am Hause hingen und mit 
Freude für dasselbe arbeiteten. 
Abt Augustin ließ es auch an Anerkennung und Förderung 
nicht fehlen, wo immer er Gutes und Schönes sah. Es darf 
uns daher nicht wundern, daß er auch auf Kremsmünsters 
alte Traditionen in der Musik etwas hielt und musikalischen 
Aufführungen immer fördernd entgegenkam. So wurde 
während seiner Regierung Jahr für Jahr gewöhnlich am 29. Juni 
ein Konzert aufgeführt: Haydns „Jahreszeiten" und „Schöp 
fung" wurden in dieser Zeit dreimal gegeben, ebenso Mendels 
sohns Oratorium „Elias". Häufig wirkte dabei als Baß-Solist 
der Wiener Opernsänger Jakob Haas mit, dem Abt Augustin 
sehr wohlgesinnt war und den er auch eingeladen hatte, während 
der Ferien als Gast sein Hauptquartier im Stifte aufzu 
schlagen, was derselbe dankbar, aber mit größter Bescheidenheit 
in Anspruch nahm. Haas gab seiner Verehrung für Abt Augustin 
mehrmals poetischen Ausdruck. Unter anderen: sandte er den: 
Abt zum Namenstag 28. August 1864 folgendes Telegramm: 
„Ein Himmel voller Sonnenschein 
Lach' stets Dir in das Herz hinein! 
Enthüllen möge stets die Nacht 
Dir ihre volle Sterneupracht! 
So leb' beglückend und beglückt, 
Du, den die Vorsehung geschickt 
Als Vater, Freund der Bruderschaft, 
Als Hellen Stern der Wissenschaft." 
Daß Haas besonders im letzten Punkt das Richtige ge 
troffen, zeigt uns am besten das Jahr 1865, in den: die Wiener 
Universität anläßlich ihrer 600jährigen Jubelfeier Abt Augustin 
zum Ehrendoktor der Philosophie promovierte. Es ist ein 
merkwürdiger Zufall, daß eine der letzten Eintragungen des 
Abtes Augustin in sein Tagebuch, wenn nicht die letzte, den 
Opernsänger Haas betrifft: Dieser war in Meran an: 10. Juni 
1875 gestorben und der Abt hatte angeordnet, daß für ihn 
ein feierliches Requiem gehalten werde, an dem alle Stifts 
musiker teilnehmen sollen. Mit kranker Hand schrieb er noch 
später dazu: Geschehen am 17. Juni. 
Damals trug Abt Augustin selber schon den Todeskeim 
in sich. In früheren Jahren hatte er sich der besten Gesundheit 
erfreut. Am 60. Geburtstag 1867 rühmte er sich uoch, daß 
er bisher dem Stift nicht um einen Kreuzer Auslagen für 
Medikamente gemacht habe. Im September 1873 jedoch wurde
	        
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