Volltext: Oberösterreichische Männergestalten aus dem letzten Jahrhundert

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Seiten so hochgeschätzten Prälaten Ganglbauer, der bei seiner 
Demut und Anspruchslosigkeit nur mit Zögern und Bangen 
dem hohen Rufe folgte, weil er sich der Schwierigkeit und Ver 
antwortung seiner künftigen Stellung wohl bewußt war. 
Infolge eines kleinen Unfalles, den der Abt durch den Sturz 
auf einer Stiege in Wien erlitt, schob sich die feierliche In 
thronisation etwas hinaus; am 4. August erfolgte seine Prä 
konisation in Rom, am 28. August fand die feierliche Kon 
sekration durch den apostolischen Nuntius Vannutelli statt, 
die unter Assistenz der Bischöfe von Linz und St. Pölten in 
der Stiftskirche mit großem Glanze vollzogen wurde. Zum 
Abschiede von Kremsmünster wurde dem neuen Erzbischöfe 
von seinen Mitbrüdern das schöne Landschaftsbild des öster 
reichischen Künstlers Alois Obermüllner „Kremsmünster im 
Frühling" mitgegeben, das nach seinem Tode aus dem bischöf 
lichen Palais wieder zurückkam und nun zun: steten Gedenken 
an den hohen Kirchenfürsten in der Bildergalerie im Saale 
der modernen Meister einen hervorragenden Platz einnimmt. 
Am 11. September wurde Cölestin Ganglbauer als Fürst 
erzbischof in der Metropolitankirche zu St. Stephan inthroni 
siert, worauf Statthalter Baron Possinger im Zeremoniensaale 
die Einsetzung in die Temporalien vornahm. Gleich bei seinem 
ersten Trinkspruch auf Papst und Kaiser wies der neue Erzbischof 
auf die Notwendigkeit eines friedlichen Verhältnisses zwischen 
Staat und Kirche hin, dessen Aufrechterhaltung für die Zukunft 
sein sehnlichster Wunsch war. In diesem Sinne, im Geiste der 
Mäßigung und der Klugheit, des Friedens und der Liebe hat 
Ganglbauer seines hohen Amtes gewaltet und sich nicht nur 
in seiner Erzdiözese allgemeine Beliebtheit verschafft, sondern 
auch bei der kirchlichen Behörde in Rom solche Anerkennung 
gefunden, daß er bereits am 10. November 1884 von Papst 
Leo XIII. zum Kardinal ernannt wurde mit der Titelkirche 
St. Eusebius. 
Die ersten Spuren des Leidens, dem der greise Kardinal 
nach einem mehr als achtjährigen, segensreichen, oberhirtlichen 
Wirken am 14. Dezember 1889 erlag, machten sich bereits 
im Mai 1888 bemerkbar, da er nach Ausspendung der heiligen 
Firmung von einem leichten Schlaganfall heimgesucht wurde. 
Zwar erholte sich der Kirchenfürst wieder soweit, daß er sogar 
eine Visitationsreise abhielt und den Sitzungen des Herren 
hauses beiwohnte, doch blieb seine Konstitution geschwächt; 
ein neuerlicher Schlaganfall, ein heftiger Bronchialkatarrh und 
schließlich eine Rippenfellentzündung führten in seinem 73. Le 
bensjahre zur Auflösung. In der Gruft vor dem Herz-Jesu-
	        
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