Volltext: Oberösterreichische Männergestalten aus dem letzten Jahrhundert

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Eintretenden das freundliche Bild Werndls entgegen. Ein 
Zeichen seiner Popularität! 
Um die volkstümliche, imposante Erscheinung Werndls 
hat sich im Laufe der Zeit ein Kranz von heiteren, mitunter 
auch derben Anekdoten gewunden. In schlichter Werktags 
kleidung, den steifen, vorne etwas eingedrückten Hut am Kopfe, 
bewegte er sich unter den Steyrern und suchte nach anstren 
gender Tätigkeit gerne einen geselligen Kreis ans. Wenn er, 
was nicht selten der Fall war, eine stattliche Tafelrunde um 
sich hatte, kan: der Humor, die Schalkhaftigkeit zum Durch 
bruch und dabei liebte er es, den Becher zu schwingen. 
Dem wagemutigen Manne stand das Glück häufig zur 
Seite. Was er nach reiflicher Ueberlegung, mit zielsicheren: 
Blick anfaßte, brachte Erfolg. So goß Fortuna ihr Füllhorn 
über ihn aus. In seiner Vaterstadt baute er sich ein pracht 
volles Heim und legte als Freund der Fischerei in den weiten 
Parkanlagen Fischteiche an, die Bewunderung erregten. Zu 
seinem Besitz gehörte auch das Braunkohlenbergwerk Wolfsegg. 
Daß dem Leiter einer weltbekannten Firma Anerkennungen 
reichlich zuteil wurden, ist ganz begreiflich. Europäische und 
überseeische Staaten verliehen ihm hohe Orden und die Stadt 
Steyr nahm ihn in die Reihe der Ehrenbürger auf. 
Ueber ihn brach aber auch Unglück herein, das er mit 
Standhaftigkeit ertrug. Ein harter Schlag war es, als ihm 
aus der Schar von fünf Kindern ein Sohn, seine Hoffnung 
und Freude, im Jünglingsalter genommen wurde. Er rang 
den Schmerz nieder und wandte den Töchtern, von denen 
zwei in die hochadeligen Familien Lamberg und Jmhof ge 
heiratet hatten, und Enkelkindern sein gütiges Herz zu. 
Allbekannt war seine Freigebigkeit. Mochte es sich um 
Wohlfahrtsinstitute oder um kommunale Bedürfnisse der 
Vaterstadt handeln, er gab stets mit vollen Händen. Gar oft 
war die Aufbringung der Geldmittel schwierig; dann hörte 
man gern die Worte: „Ist ja noch der Werndl da!" „Wir 
gehn halt zum Werndl!" Zahlreiche gemeinnützige Stiftungen 
sind mit seinen: und seiner Mutter Namen verknüpft. 
Verehrung und Dankbarkeit der Mitbürger haben den: 
Helden der Arbeit und Schöpfer der Steyrer Fabrik im Jahre 
1894 ein von der Meisterhand Tilgners geschaffenes Stand 
bild errichtet, das eine hervorragende Zierde der Stadt bildet. 
Die Hauptfigur stellt Werndl im einfachen Werktagsgewande 
dar und verkörpert dessen lebhaftes Wesen und kraftvolle 
Energie. Vier wuchtige Arbeitergestalten versinnbildlichen den 
am unteren Sockel angebrachten Spruch: „Arbeit ehrt!" Das
	        
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