Volltext: Oberösterreichische Männergestalten aus dem letzten Jahrhundert

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und spirituell im höchsten Maße, keiner überwand eine ge 
wisse Hausbackenheit und jeder bereicherte die deutsche 
Bürgerlichkeit in ungeheurem Ausmaße mit Weltgefühlen 
und Ewigkeitsempfindungen. 
Hans Hueber erblickte am 10. Dezember des Franzosen 
jahres 1813 als Sohn eines Spenglermeisters in Waizen- 
kirchen das Licht der Welt. Ende der Dreißigerjahre bezog der 
talentierte junge Mann die Münchener Kunstakademie, wo er 
hauptsächlich im Kreise des gefeierten Moritz von Schwind ver 
kehrte, der ihn und sein Können sehr schätzte. Nach Absol 
vierung der Akademie führte er ein unstetes Wanderleben 
und bereiste als Lehrer in adeligen Familien ganz Deutschland 
und Oesterreich. Durch zwei Jahre unterrichtete er im Schlosse 
Possenhofen am Starnberger See die bayerischen Prinzessinnen, 
darunter auch Elisabeth, die nachmalige Kaiserin von Oester 
reich. Aber immer kehrte er wieder in sein geliebtes München 
und sein nicht weniger geliebtes Salzburg zurück, wo der 
größte Teil seiner Bilder entstand. 
Von kleinen Sorgen und Widrigkeiten verfolgt, kämpfte 
er sich durchs Leben und hat dabei die zahllosen Werke ge 
schaffen, aus denen uns das stille Behagen und die ruhige 
Heiterkeit einer selbstsicheren Meisterschaft entgegenstrahlen. 
Das Gesamtverzeichnis all seiner Bilder und Zeichnungen 
umfaßt etwa tausend Nummern. 
Sein Lieblingsgebiet war die Landschaftsminiatur, in 
der er wohl unerreicht dasteht; er ist nicht bloß ein exakter 
Zeichner, sondern noch mehr der ausgesprochene Kolorist. 
Durch den Zauber seiner Farbengebung erreicht er eine 
Stimmungsfülle, wie man sie kaum je wieder sieht. Hueber 
ist ein echter, süddeutscher Künstler der Romantik; in schlichten, 
treuherzigen Darstellungen erzählt er vom Zauber des deutschen 
Waldes und der deutschen Landschaft, von den Bauern und von 
den Kindern, die er so sehr liebte. Er ist ein stiller Träumer, 
der beim Suchen nach dem Gottesfrieden und nach dem 
Schönen ein Höchstmaß menschlichen Beglücktseins empfindet; 
er schuf die deutsche Begriffslandschaft, die das Heroische mit 
einem musikalischen Gefühl vereint. Unser Meister hat alles 
getan, um seine Kunst zu verbergen; er war ein Feind von 
Ausstellungen und Verkäufen. 
Im Jahre 1865 kehrte er wandermüde in seine Heimat 
zurück und führte dort ein ganz zurückgezogenes Leben. Seine 
Kunst war ihm heilig wie ein religiöses Gefühl, verschämt 
ließ er alle seine zahlreichen Bilder in Kisten packen und 
auf den Dachboden schaffen, wo sie teilweise stark litten. 
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