Volltext: Oberösterreichische Männergestalten aus dem letzten Jahrhundert

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durch seinen Schwager, den Opernsänger Josef Siboni, gewisse 
Verbindungen mit den Wiener Theatern. Es glückte ihm, an 
Vogl heranzukommen und nun berichtete er ihm in beredten 
Worten, mit glühender Begeisterung von den Liedern Franz 
Schuberts. Aber siehe da .... Vogl verhielt sich allen An 
stürmen gegenüber ablehnend. Als ausschlaggebenden Grund 
führte er vor allem Uebersättigung durch Musik an. Die Freunde 
Schuberts waren schmerzerfüllt ob der erfolgten Ablehnung; 
nur der Tondichter selbst nicht, der da meinte: „Ich habe die 
Antwort gerade so erwartet und finde sie ganz erklärlich." 
Freund Schober war indessen nicht der Mann, um sogleich 
locker zu lassen. Endlich gelang es ihm, Vogl zu einem Besuch 
bei ihm selbst zu bewegen. Und der verwöhnte Künstler hielt 
sein Wort und kam zu Schober, wo auch der Tondichter an 
wesend war. Als erstes Stück wurde das „Angenlied" (Gedicht 
von Mayrhofer) hervorgeholt, welches indessen wenig Eindruck 
machte. Besser gefielen ihm „Memnon" und „Ganymed", 
aber am meisten hatte es ihm das „Lied eines Schiffers an die 
Dioskuren" angetan. Vogl bezeichnete es als ein Prachtlied 
und fand es geradezu unbegreiflich, wie solche Tiefe und Reife 
aus dem jungen, kleinen Mann hervorkommen könne. 
Der Eindruck, den die Lieder Schuberts auf Vogl machten, 
war ein völlig überwältigender und der Sänger näherte sich 
nun unaufgefordert wieder dem Schubertkreise, lud den Ton 
dichter zu sich, studierte mit ihm Lieder ein und begeisterte sich 
so sehr für diese Gesänge, daß er nun selbst der eifrigste Ver 
ehrer Schuberts wurde. 
Vor der Bekanntschaft mit dem Liederfürsten wollte Vogl 
die Musik aufgeben; das hatte seinen tieferen, inneren Grund. 
Fühlte er doch nur zu deutlich, daß er als Bühnensänger seinen 
Höhepunkt überschritten hatte. Sein Stern begann zu sinken. 
Hingegen stand Vogl rein stimmlich ans voller Höhe und durch 
die Lieder Schuberts begeisterte er sich aufs neue für die Ton 
kunst. Im allgemeinen lagen ihm die Gesänge „Erlkönig", 
„Ganymed", „Wanderer" zu hoch, er ließ sie sich transponieren 
und erntete mit dem Vortrage derselben die größten Triumphe. 
Vogl kann geradezu als Entdecker Schuberts gelten und sein 
Name bleibt mit dessen Liedern wohl für immer untrennbar 
verknüpft. Sagt doch der Komponist selbst 1825 in einem 
Schreiben aus Salzburg: „Die Art und Weise, wie Vogl 
singt und ich begleite, wie wir in einem solchen Augenblicke 
Eins zu sein scheinen, ist diesen Leuten etwas ganz Neues, 
Unerhörtes."
	        
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