Volltext: Oberösterreichische Männergestalten aus dem letzten Jahrhundert

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1884 nach Weimar ein. Er folgte beglückt dem Rufe, wurde 
Liszts Schüler und Vertrauter, begleitete den alten Meister 
nach Rom, war Zeuge seiner letzten Triumphe in deutschen 
Städten. Er Pflegte ihn, erledigte seine Korrespondenz, las 
ihm aus dem Gebetbuch vor, begleitete ihn zur heiligen 
Messe, war Zeuge seines tragischen Endes in Bayreuth 
(31. Juli 1886). Durch Liszts großzügige, universale Be 
lehrung und Förderung wuchs Göllerich als großer Dirigent, 
Pianist, Musikpädagoge heran. Räch Liszts Tod folgten 
Konzertreisen durch Rußland bis an den Kaukasus. In Moskau 
vollendete er 1887 sein erstes Büchlein über Liszt (Reklam). 
Ende der Achtzigerjahre war er wieder bei Bruckner und 
kämpfte für seine Meister als Musikreserent der damals als 
Wochenschrift erscheinenden „Ostdeutschen Rundschau". 
Im Jahre 1890 übernahm er in Nürnberg die Leitung 
der von Lina Ramann begründeten Musikschule, der bald 
Nengründungen in Fürth, Ansbach und Erlangen folgten. In 
dieser Zeit vermählte er sich mit der allsgezeichneten Pianistin 
und Lisztschülerin Frau Gisela v. Paszthory-Voigt. Im Herbst 
1896 folgte er dem Rufe der Heimat als Direktor des Musik 
vereines in Linz. Hier hatte u. a. sein Vorgänger Schreyer 
schon Bedeutsames geleistet, hatte neben emsiger Pflege der 
Klassiker — eine Großtat war die Aufführung der Matthäus- 
passion — auch Bruckners Vierte und v-inoll-Messe gebracht. 
Nun setzte Göllerich gleich nach Bruckners Tod mit großer 
Hingabe all sein Können für Bruckner ein. Er veranlaßte die 
Brucknerstiftung des Linzer Gemeinderates, durch welche 
Bruckners Symphonien und größere Chorwerke in großen 
Konzerten mit würdigen Mitteln dargeboten werden sollten. 
Vom März 1898 an durch volle fünfundzwanzig Jahre 
war nun Linz die Brucknerstadt pur sxssllsnos. Alle neun 
Symphonien, die drei großen Messen, das Ts vsuin, die 
Psalmen, Requiem und Messe der Jugendzeit, die a sapsllu- 
Chöre erklangen, viele wiederholt, in herrlichen Darbietungen. 
Ich erinnere nur an den 1. April 1906: 114. Psalm, die 
Siebte und das Ts vsuin; an den 29. März 1911: v-inoU- 
Messe und Neunte; an Göllerichs letzte Brucknertat im Ju 
biläumsjahr 1921, 18. Dezember: V-inoIl-Ouvertüre, luvsui 
vs-vick, Vierte und Ts vsuin. Mit gleicher Liebe diente er 
seinem anderen Ideal: Liszt. Fast alle symphonischen Dich 
tungen, viele wiederholt, die großen Klavierkonzerte, Dante- 
und Faustsymphonie, die großen Oratorien „Elisabeth" (1898 
und 1908) und „Christus" (1905 und 1914) erfuhren hier 
begeisterte Pflege.
	        
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