Volltext: Das bischöfliche Priesterseminar der Diözese Linz während seines hundertjährigen Bestehens vom Jahre 1806 bis zum Jahre 1906

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Schließung vom 3. Mai 1874 sich Vorbehalten habe, für einzelne Kandidaten des geistlichen Standes 
bezüglich des § 25 des Wehrgesetzes eine Begünstigung dort eintreten zu lassen, wo die Verhältnisse 
besonders berücksichtigungswürdig erscheinen“. Da infolge des in der Diözese herrschenden Priester¬ 
mangels die Verhältnisse in der Tat berücksichtigungswürdig erschienen, so verschwanden nun die 
durch das Militärgesetz hervorgerufenen Schwierigkeiten insoweit, als die vor Eintritt ins Seminar 
assentierten Kandidaten der Theologie doch noch das Freiwilligen-Jahr machen mußten. Bis zum 
Jahre 1881 gab es daher jährlich einen oder den anderen, auch mehrere Alumnen, die zugleich das erste Jahr 
der Theologie und das Freiwilligen-Jahr machten; diese hatten im Seminar Wohnung und Verpflegung, 
hörten teilweise die theologischen Vorlesungen, machten teilweise die theologischen Semestralprüfungen mit, 
teilweise holten sie dieselben im nächsten Jahre nach und mußten übrigens den größten Teil derZeit, 
wie natürlich, in der Kaserne zubringen. Vom Jahre 1881 an fiel auch dieses letzte Hindernis weg. 
Unter Bischof Ernest Maria Müller (seit 1885) wurde im Jahre 1886 die sogenannte „Ehrlsche 
Realität“, Haus Nr. 5 Harrachstraße und Nr. 18 Bethlehemstraße mit dem dazwischenliegenden Garten, 
welche an die Westseite des Seminar-Gebäudes und -Gartens angrenzt, um 35.000 fl. aus dem Gre¬ 
gorianischen Fond angekauft, teils um eine eventuelle unangenehme Nachbarschaft fernzuhalten, teils 
damit nicht durch einen etwa aufzuführenden Neubau dem Seminar das Licht verbaut werde. 
Unter Bischof Franz Maria Doppelbauer (seit 1889) wurde im Alumnate eine Marianische 
Kongregation sub titulo „Immaculatae Conceptionis“ errichtet, welche mit 25. März 1890 ins Leben trat. 
Durch Bischof Franz Maria Doppelbauer wurde auch vom Frühjahr 1899 bis Frühjahr 1900 
im Priesterseminare ein großer Erweiterungsbau ausgeführt. 
Die Gesamtkosten dieses Erweiterungsbaues beliefen sich auf 252.713 K 96 h, die in nach¬ 
folgender Weise ihre Deckung fanden: Freiwillige Spenden von Wohltätern (samt Zinsen) 81.413 K 
8 h, Beitrag aus dem Alumnatsfond 100.416 K 10 h, Religionsfondsbeitrag 57.000 K, Rückver¬ 
gütungen (Altmaterial) 7060 K 16 h; es blieb noch ein unbedeckter Rest per 6824 K 62 h, zu 
dessen Begleichung ein ungenannter Wohltäter 6000 K spendete, 824 K 62 h aber der Gregorianische 
Fond bestritt. 
Durch den Erweiterungsbau gingen folgende Veränderungen im Seminargebäude vor sich: 
1. Auf das ganze zweistöckige Seminargebäude wurde ein drittes Stockwerk aufgebaut. 
2. Auch der frühere einstöckige Bibliothekstrakt wurde drei Stockwerke hoch aufgebaut und in 
jedem Stockwerke je acht kleine Wohnzimmer hergestellt. 
3. Vier weitere kleine Wohnzimmer wurden hergestellt, so daß nun 28 Einzelnzimmer für die 
Alumnen zur Verfügung stehen. 
4. Dazu kommen noch neun Schlafzimmer, davon zwei zu je zwölf Betten und sieben zu je 
acht eventuell neun Betten, so daß nun erforderlichenfalls 117 Alumnen bequem untergebracht 
werden können. 
5. Außer den Wohnungen der Seminarvorsteher — Regens, Subregens, Spiritual — sind noch vor¬ 
handen: zwei Gästezimmer, ein Professorenzimmer, das Konferenzzimmer mit vier Fenstern 
(Gartenseite), fünf Kollegien, ein Archivzimmer, ein Lesezimmer, zwei Krankenzimmer, zwei 
Sprechzimmer, zwei Badezimmer, dann die Wohnungen für das Dienstpersonal und die 
W irtschaftsr äume. 
6. Das einstige Refektorium — zu ebener Erde — ist jetzt teilweise in die Küche einbezogen, 
teilweise zu Wirtschaftsräumen verwendet. 
7. Der einstige Studiensaal im ersten Stocke ist jetzt in ein Refektorium verwandelt; daneben 
— an der Gartenseite — ist das Anrichtzimmer mit dem Speisenaufzug. 
8. Im zweiten und dritten Stocke ist je ein großer Studienfaal (Westseite). 
9. Das Mobiliar für die Wohn- und Schlafräume wurde fast gänzlich neu beschafft. 
10. Die Bibliothek ist jetzt im dritten Stockwerke, ein Saal mit Vorzimmer — sieben Fenster 
Front Harrachstraße.
	        
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