Volltext: Das bischöfliche Priesterseminar der Diözese Linz während seines hundertjährigen Bestehens vom Jahre 1806 bis zum Jahre 1906

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Zur Beschaffung verschiedener Einrichtungsgegenstände im Betrage von 4060 fl. wandte sich der 
Bischof an den Diözesanklerus um Beihilfe, worauf viele Spenden in Geld und natura eingesendet wurden. 
Am 6. November 1806 fand die feierliche Eröffnung des neuen, bischöflichen Seminares statt. 
Außer den drei Vorstehern zogen noch 42 Alumnen in das neue Seminar ein. Das Seminar 
war für 60 Alumnen berechnet; allein in den folgenden Jahren wurden immer nur etwas über 
40 Alumnen im ganzen aufgenommen, wohl wegen der finanziellen Schwierigkeiten während der- 
Kriegsjahre und der dadurch veranlaßten Teuerung. Erst anfangs der Zwanzigerjahre stieg die Zahl 
der Alumnen auf 70 und darüber. 
Am 18. Juni 1807 starb Bischof Josef Anton Gail. Er hatte das Priesterseminar zum Universal¬ 
erben seines Vermögens eingesetzt. Das Seminar erhielt dadurch an Geld 211.032 fl. 56 kr. Als An¬ 
denken an Bischof Gail zeigt das Alumnatssiegel den Hahn — Gallus —, dem Wappen des Bischofs 
entnommen. 
Da Bischofs Gail Nachfolger, Sigismund von Hohenwart, erst im Jahre 1814 präkonisiert werden 
konnte, so mußten in den Jahren der Sedisvakanz die Alumnen zum Empfang der Weihen nach St. Pölten 
oder Passau reisen, oder benachbarte Bischöfe zur Erteilung der Weihen nach Linz erbeten werden. 
Im Jahre 1807 kam S. M. Kaiser Franz I. nach Linz und zeichnete das Alumnat durch einen 
allerhöchsten Besuch aus, wobei er den Wunsch äußerte, daß das Seminar größer sein möchte, damit 
es auch die externierenden Theologen, welche aus dem Seminarfond jährliche Stipendien per 100 fl. 
erhielten, als Alumnen aufnehmen könne. 
Kaiser Franz I. besuchte das Seminar nochmals im Jahre 1812 (mit der Kaiserin Maria Ludo- 
vika) und ein drittes Mal im Jahre 1831. 
Bischof Gregorius Thomas Ziegler (seit 1827) ließ im Jahre 1831 das Seminar durch einen 
Zubau vergrößern. Es erhielt in der Front Harrachstraße gegen Westen um sechs Fenster mehr. Das 
Alumnat gewann dadurch ein zweites Eingangstor (Harrachstraße), neue Lokalitäten für Hauswirt¬ 
schaft, Küche und Refektorium im Parterre, und zwei große, helle Studiensäle im ersten und zweiten 
Stock. Zu den Baukosten per 21.391 fl. 50 kr. steuerte der Klerus der Diözese 1731 fl. 38 kr. bei, 
das übrige wurde aus dem Religionsfond bestritten. 
In den Ferien des Jahres 1847 wurden im Priesterseminare zum erstenmale Priesterexerzitien 
unter Leitung des hochw. P. Beckx S. J. abgehalten, die seitdem alljährlich im Seminar stattfinden. 
Bischof Gregorius Thomas, welcher am 15. April 1852 starb, vermachte dem Alumnate einen 
bedeutenden Teil seines Vermögens (Gregorius Thomas-Fond). 
Durch Ven. S. D., Bischof Franz Josef Rudigier (seit 1853) wurde die theologische Lehranstalt 
im Jahre 1853 in das Priesterseminar in der Harrachstraße verlegt und derselben ein Professoren¬ 
zimmer und vier Lehrzimmer zur Verfügung gestellt. Bis zu diesem Jahre besuchten die Alumnen die 
theologischen Vorlesungen im Lyzealgebäude, der Stadtpfarrkirche gegenüber. Von der theologischen 
Lehranstalt wird später noch die Rede sein. 
Im Jahre 1854 spendete der hochw. Herr Johann Reisinger, Direktor des Blindeninstitutes in 
Linz, dem Alumnate ein vom ihm gemaltes Muttergottesbild, das noch gegenwärtig eine schöne Zierde 
des Konferenzzimmers bildet. 
Große Verlegenheiten bereitete manchen Kandidaten des Priesterstandes der § 25 des Mili¬ 
tärgesetzes vom 5. Dezember 1868, welcher bestimmte, daß, wer vor Eintritt ins Alumnat assentiert 
wird, nicht zum Priester geweiht werden dürfe, so lange er militärpflichtig sei — also durch zwölf 
Jahre. Von dieser Bestimmung wurden zum erstenmale im Jahre 1870 drei Alumnen getroffen. Die 
vor Eintritt ins Seminar assentierten Kandidaten mußten das Einjährig-Freiwilligen-Jahr machen und 
konnten nur im Gnadenwege, nach langem Zuwarten, den Hindernissen, die ihnen das Militärgesetz 
in den Weg legte, entgehen und zum Priestertume gelangen. 
Endlich wurde durch Zuschrift des Ministers für Kultus und Unterricht vom 21. Mai 1874 
den hochwürdigsten Bischöfen eröffnet, „daß Se. k. u. k. apostolische Majestät mit Allerhöchster Ent-
	        
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