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*28. Pöstlingberg,
Im Jahre 1716 hatte der Ausgeher bei den Kapuzinern „im
Weingarten“ zu Linz, Franz Obermayr, ergriffen durch die Betrachtung
der Schmerzen Mariens, ein sogenanntes Vesperbild (Maria mit dem
Leichnam Jesu) durch „J. G. Jopst (Jobst) Piltschnieder in Linz“
verfertigen lassen. Am 1. Adventsonntage 1716 befestigte Obermayr
diese Statue an dem Wetterkreuze auf der Höhe des Pöstlingberges.
Im Mittelbild des Fensters ist Obermayr „im Weingarten“ dar
gestellt bei der Lesung der Leidensgeschichte; nach einer Abbildung
in seinem Buche hatte er die Statue anfertigen lassen. Die Statue
wurde bald verehrt: die vielen Gebetserhörungen veranlaßten einen
starken Besuch. 1738 entschloß sich Josef Gundomer, Graf von
Starhemberg, der selbst Heilung fand, aus eigenen Mitteln eine Kirche
zu bauen. Am 15. Juli 1747 konnte das Gnadenbild in die neue,
herrliche Barockkirche übertragen werden.
Im oberen Bilde sehen wir die Fassade der weitbekannten
Wallfahrtskirche, deren Türme in die Wolken ragen. Unter der Kirche
erkennen wir den Ehrwürdigen Diener Gottes, Bischof Franz Josef
Rudigier, der mit seinem Kammerdiener Franz Boxhofer von der
Wallfahrt heimgeht. Bischof Rudigier machte jährlich am Jahrestage
seiner Bischofsweihe (5. Juni) zeitlich früh eine Wallfahrt auf den
Pöstlingberg. Der vor ihm kniende Priester ist der dritte Nachfolger
Rudigiers als Bischof von Linz, Bischof Rudolph Hittmair, der als
Kooperator am Pöstlingberg tätig war. Von der anderen Seite kommt
eben eine Schar Wallfahrer mit Kreuz und Fahnen, die sich mit
Ehrfurcht dem Bischof zuwendet. Unter den Wallfahrern befindet
sich im dritten Felde Hermann Westreicher, praktischer Arzt in Urfahr
(mit dem Rosenkränze in der Hand), im gleichen Felde rechts der
berühmte Komponist Anton Bruckner und im vierten Felde rechts
Johann König, Färbermeister in Ried i. I. (mit weißem Vollbart).
Im mittleren Felde ist rechts das Schloß Hagen in Urfahr und
links das „Bergschlössel“ in Linz abgebildet, beide im Besitze der
Spender: Frau Maria Anna Stöger, geb. Fischer (Besitzerin des Schlosses
Hagen), deren Tochter Frau Franziska Weingärtner, geb. Stöger,
Lederfabrikantens-Gattin in Linz; Frau Paula Weingärtner, geborene
Poschacher (Besitzerin des „Bergschlössels“).
Im unteren Felde links ist die Wallfahrtskirche Maria vom
guten Rate zu Dörnbach bei Linz; rechts Maria Tal in Marga
reten bei Linz, erbaut 1690, lange Zeit eine vielbesuchte Wallfahrt,
wie der Bau des Langschiffes, das durch den Weg von der Kapelle
getrennt ist, zeigt.
Im Maßwerke sind die Kirchenpatrone der drei Linzer Pfarr
kirchen abgebildet: Mariä Himmelfahrt (Stadtpfarre); St. Josef und
St. Matthias (Kapuzinerpfarre).