Volltext: Der Weltkrieg in Bildern und Dokumenten nebst einem Kriegstagebuch 1 (1 /1914)

Der Landsturm 
gerichtete Postkarte auf der Strasse 
.gefunden, die folgendermassen 
lautete: 
Liebe Mutter f 
Du kannst meinetwegen ohne 
Sorge sein. Ich bin hier in Vou¬ 
ziers in. Gefangenschaft, ich be¬ 
finde mich sehr wohl, werde, 
wenn auch gerade nicht hervor¬ 
ragend, so doch reichlich ver¬ 
pflegt und freundlich behandelt. 
Es waere zu wuenschen, dass'un¬ 
sere Gefangenen auch so nach Hause 
schreiben koennten. 
Solda tenmerkspru ch. 
Treue ist der Weg, unser Herz und 
unseren Charakter zu erweitern Nichts 
bringt so grosse Sorgen, aber auch 
nichts so grosse Freuden ; daher bringt 
sie so viel in die Seele eines Kuenst- 
lers und fn den Willen eines Menschen. 
Halte auf die Treue, sie ist die Krone 
des Lebens. Altes andere, was die 
Menschen so nennen, ist es nicht. Nar 
die Treue ist es! So erhebt sich die 
Frage: Wem schuldet man am meisten, 
somit auch die boechsteTreue? - Dem 
Valeria ndl — Unter diesem Namen 
hast du Wahrheit* hast du alles Gute. 
Deine Treue gegen die Menschen darf 
somit niemals in Widerstreit mit deiner 
hoechsten Pflicht geraten, Erstdiese 
Pflicht, dann alles andere. 
B . JBjoermoa. 
Saechsische 
Landsturm-Kleinarbeit. 
Dem. I. Saechsischen Landsturm- 
Bataillon Leipzig ist es bisher nicht 
■vergoennt gewesen, in offener Feld¬ 
schlacht zu zeigen, dass auch wir noch 
echtdeutsches Mark in den Knochen 
haben. Wir sind aber stolz darauf, 
dass wir Landsturmleute im Etappen¬ 
dienst Verwendung finden und hier 
der kaempfenden Truppe ihre so not¬ 
wendigen Stutzpunkte sichern. Neben 
dem hierzu erforderlichen Dienst hat¬ 
ten wir zu unserer wahren Herzens¬ 
freude in ausgedehntem Maasse Ge¬ 
legenheit, durch Einrichtung einer pri- 
vatenVerpflegungsstation und einer pri¬ 
vaten Verbandsstation so mancnen 
durchziehenden Kameraden, nament¬ 
lich so manchen stillen Helden, der 
verwundet, durstig und hungrig, viele 
Kilometer weit sich hierher zur Bahn 
geschleppt hatte, zu erquicken. Sie alle 
erhielten eine nahrhafte und wohl¬ 
schmeckende Kost. 
Es duerfte unsere Leser interessieren, 
zu erfahren, wie sich im Monate Sep¬ 
tember der Verkehr bei unseren Sta¬ 
tionen gestaltet hat. Dabei ist zu be¬ 
achten, dass die saemtlichen Nahrungs¬ 
mittel durch Requisition des Bataillons 
aufgebracht sind, ohne dass Proviant¬ 
magazine herangezogen wurden. 
Es erhielten eine aus Fleisch, Ge- 
inuese, Kartoffeln bestehende Mahl¬ 
zeit : 
am 
9. 
September 
450 Persc 
» 
10. 
1424 
» 
11. 
1500 
N 
12, 
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3000 
K 
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13. 
4000 
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4000 
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2500 
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16. 
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1660 
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28. 
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30. 
1 
1350 
S 
zusammen 47794 Personen 
In unserer Verbandsstation fuer 
Leichtverwundete wurden in derselben 
Zeit 2457 Mann^verbunden. 
Papier im Felde als Kötschlitz 
gegen die Kaelte. 
Hierueber schreibt uns die medi¬ 
zinische Abteilung unseres Verlags: 
Wer A?gehoerige beim Heere bat, 
soll ihnen so oft als moeglich die 
gewohnten Zeitungen zugaengig 
machen, sie spinnen die trauten 
Verbindungsfaeden zur Heimat und 
erfreuen dadurch in den seltenen 
Ruhestunden das Herz unserer 
tapferen Krieger. Aber auch wenn 
die Zeitungen gelesen sind, hoert 
ihr Nutzen fuer den Soldaten noch 
nicht auf, sondern sie erfuellen 
noch als Notschutz gegen die Kaelte 
einen ungemein wertvollen Zweck. 
Geliebte Sportsleute haben die 
folgenden Ratschlaege oftmals er¬ 
probt : Beim Postenstehen wird 
selbst beim staerksten Winddruck 
die Brust warm gehalten durch das 
Einschieben mehrerer Zeitungs¬ 
lagen zwischen Hemd und Hosen- 
traeger. Soll Brust und Ruecken 
gleichzeitig geschuetzt werden, so 
verfaehrt man folgendermassen: 
Man schneidet in die fuer Brust 
und Ruecken bestimmten Zeitungs¬ 
lagen moeglichst tiefe halbe Hals¬ 
ausschnitte, damit auf der Schulter 
die Teile sich decken, laesst sich 
von einem Kameraden das Ruecken- 
teil anlegen und verbindet auf der 
Schulter das Brustteil mit dem 
Rueckeriteif, was am besten durch 
einige Fadenstiche geschieht. Ist 
die Zeitung gross genug, so kann, 
ein kreisfoermiger Ausschnitt zum 
Durchstecken des Kopfes hinein¬ 
geschnitten werden, beim Biwak 
dienen zwischen Waffenrock und 
Mantel geschobene Zeitungslagen 
gegen Durchschlagen der Erd¬ 
feuchtigkeit und somit als Schutz 
gegen Erkaeltungen. Bei der Ge¬ 
wohnheit, auf einem Ami zu schla¬ 
fen, ist es ratsam, Zeitungen um. 
den Arm zu wickeln. Haben sidh 
rheumatische Schmerzen schon 
geltend gemacht, so kann man 
durch oertliche Uinwickeluttgen 
auch hier bald Besserung erreichen. 
Wir wollen noch betonen, dass es 
nicht unbedingt Zeitungspapier sein 
muss, um diese Wirkungen zu er¬ 
zielen, ein jedes Papier hat als 
schlechter Waermeleiter die glei¬ 
chen guten Eigenschaften. Es ist 
Pflicht aller, welche Angehoerige 
im Felde haben, diese auf den 
segensreichen Wert des. Papieres 
aufmerksam zu machen und sie in 
regelmaessigenBesitz vonZeitungen 
zu bringen, um die Vorteile aus¬ 
nutzen zu koennen. 
Buchdruckerei'» .m. 
mit Handr und Fussbeirieb 
rue Chancy J^OUZISTS 
Herstellung der Wochenschrift »Der Landsturm« 
unter schmierigen Vernaeltnissen 
Anfertigung von Massenauflagen deutscher Siegesbot¬ 
schaften und aller Drucksachen fuer den Armeebedarf 
Spezialitaet: Geschmackvolle Offerten fuer Zigarren, 
Delikatessen usw. usw. 
Di&.Drnckerei garantiert fuer riesigen Absatz dieser Artikel, wenn vor¬ 
her ein Muster eingesandt und der Preis verschwiegen wird.) 
»L'ltnpartial de Vouziers« hat sein Erscheinen durch 
Herausgabe der. Wochenschrift »Der Landsturm« ent¬ 
gegenkommenderweise eingestellt. 
Oeschaefts-Uebersiedelung. 
Endesgefertigter erlaubt sich den hohen und hoechsten 
Herrschaften von Vouziers und Umgebung ergebenst anzuzeigen, 
dass er sein seit 15 Jahren in Wien betriebenes 
Friseurgeschaeft 
nach Vouziers, rue Avetant, verlegt hat. Fuer tadellose 
Arbeit in Haar-, Bart- und Nagelpflege sowie Schneiden von 
Huehneraugenbuergtdie langjaehrige Praxis im In-und Ausland. 
Um guetigen Zuspruch bittet 
Hans Steppat 
Landsturmmann der 3. Komp. des Landsturm-BaU. I, Leipzig 
Friseur und Huehneraugen-Openfteur. 
Photogr.Äufnatimen 
vom Feldzug 1914 
liefert Heinrich Wiegand, 
landsturmmaaa der 3. Kompagnie. 
Franzoes. Reitpferde 
faengt ein .u. reitet zu f. Komp.- 
Fuehr. u. solche, d.es werd. wolL 
MAX, Husar a. D., z. Z. 1. Komp. 
Landsturmbat. I, in Vouziers. 
Satz und Druck von der Landsturmfirma Berger, Rauch, Vogt & Ludwig, saemtlich aus Leipzig.
	        
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