Volltext: Von Dante zu d'Annunzio

bloß ein England gibt, sondern daß neben jenem England, das wir 
alle kennen und verwünschen und das uns schon viel länger als vierzig 
3abre nicht geärgert, sondern angeekelt bat, noch ein zweites, ein in¬ 
offizielles England besteht, ein England, das daran denkt, daß es 
auch einmal Männer besessen bat, edle, tapfere, wahrheitsliebende 
Männer wie Shakespeare und Milton, Cromwell und Carlyle; daß es 
auch einmal einen Kulturkampf siegreich durchgekochten hat: gegen 
die Armada Spaniens, des damaligen Kußland! An Bernard Shaw 
wäre es, sich zu erinnern, daß er der Dichter des vornehmen, ausrechten 
und gütigen Cäsar ist und daß er die gestalt Bluntfchlis geschaffen bat, 
des echten deutschen Beiden! An dem Dichter Bernard Shaw wäre 
es, seinen Engländern mitzuteilen, daß sie von den drei Wildwest- 
völkern, die Deutschland bekriegen, das wildeste sind, nämlich das 
verlogenste, brutalste, zynischeste und gierigste. Es ist traurig, wenn 
ein Uolk noch keinen Seist hat wie das russische; es ist trauriger, 
wenn ein Uolk seinen Seist schon wieder verloren hat wie das fran¬ 
zösische und belgische; aber den Seist als solchen, den Seist als Prinzip 
überhaupt verneinen, das Seid als den Angelpunkt der (Seit ansehen 
und sich dessen noch schamlos rühmen: das ist der Zipfel der 
Unkultur, das ist die barbarischeste Aufhebung aller Kultur und aller 
Kräfte, die kulturbildend wirken, das ist Wildwest, Wildwest mit Uacuum 
cleaner und Warmwasserleitung! innerhalb des Dreiverbandes steht 
England da als der leibhaftige Ceufel, der Antichrist der Kultur. Ohne 
die Spur eines Kampfes zwischen Sut und Böse zu zeigen wie der 
Kusse, ohne die Entschuldigung der Seistesumnachtung zu haben wie 
der Franzose, gebt der Engländer als kalter satanischer gleicherer durch 
die tragödie dieses Weltkrieges, gleich dem Intriganten in jenen 
schlechten Melodramen, die die geistige Nahrung des Londoner Pub¬ 
likums bilden: als Schurke mit rotem Bocksbart und unwahrschein¬ 
licher tbeaterbötewiebt. 
Der Jünger Mahomets, der dem feindlichen Christen die Ohren 
l)on Dante zu d’Hnnunzio 2 
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