Volltext: Das Reisebuch des Wiener Kindes

70 
Ostern in Italien. 
Zu Ostern bekam ich viele gefärbte Eier und 5 Lire daß sind 100 Kronen 
gewesen. Am Ostermontag ging meine Pflegeschwester mit mir auf ein 
Fest dort tanzte sie und mußte auch Theaterspielen. Und ich ging mir 
Kirschen kaufen und schaukelte mich hin und her. Dann pflückte ich Stern¬ 
blumen und Veilchen. Als ich nachhause kam bekam ich ein paar Schuhe 
drei Kleider und Unterwäsche. Auch bekam ich so viel zu essen daß ich 
satt war. Und das ist meine beste Erinnerung. 
Grete (10 Jahre). 
Ich freute mich sehr, daß ich nach Kurtatsch gekommen bin. Es liegt 
auf einer kleinen Anhöhe. Ich bin zu einer guten Familie gekommen. Wenn 
der Tag hell war, so war es sehr schön. Die Berge waren voll Schnee 
und im Tale wuchs das Gras und die Reben trieben Blätter. Ich war auch 
mit den Kühen auf der Weide. Jeden Tag bin ich mit den Pflegeeltern 
und dem Pflegebruder in die Weinberge gegangen. Ich habe die Pflegeeltern 
sehr lieb gehabt. Wie ich fortgefahren bin war es ein furchtbarer Abschied. 
Leopoldine (11 Jahre). 
Mein Aufenthaltsort war an der italienischen Riviera. Pflegeeltern hatten 
wir keine, für uns sorgte die Kumune Mailand. Ein großes Hospiz am 
Meere war unsere Heimat. Morgens, wenn die Sonne in den Schlafsaa 
schien, standen wir auf und zogen uns an. Nach dem Frühstück gingen 
wir spazieren an das Meer oder auf den Berg, wo es sehr viele Veilchen 
gab. Aber auch schöne Ausflüge machten wir nach der nächsten kleinen 
Stadt zum Beispiel Savona, Berggegi, Colie; um 3h hatten wir Italienische 
Stunde. Zur Jause gab es Kakao, Aepfel, Semmel, Schokolade. Auch lernen 
mußten wir, aber nur bei schlechtem Wetter. 
Eugenie (10 Jahre). 
In San Martino, so hieß das Dorf, in welchem ich wohnte, war es wunder¬ 
schön. Es waren viele Edelkastanienbäume beisammen, welche einen schönen 
Wald bildeten. Es war viel Laub und viele Steine drinnen. Auf den Steinen 
krochen bunte Eidechsen herum. Wie sie aber einen Menschen erblickten, 
waren sie auf einmal im Laube verschwunden. Im Frühling fielen schon die 
grünen Stacheln des Kastanienbaumes ab und wurden braun und hart. Es 
freute mich sehr, daß die Leute dort so gut waren. Wenn wir spazieren 
gingen kamen sie auf uns zu und gaben uns Kirschen, Feigen, Maroni, 
Oliven und Orangen. Bei der Abfahrt weinten Viele und küßten uns. 
Ludmilla (11 Jahre).
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.