Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

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Die Entwicklung der Gesamtlage im Sommer 1917. 
sr»v«mb«r. einer Presse- und Aufklärungszentrale in Aussicht gestellt, Frontreisen 
führender Abgeordneter vermittelt, um ihr Verständnis für die Erforder¬ 
nisse der militärischen Kriegführung zu wecken, und wollte sich auch für 
Änderung des Hilfsdienstgesetzes einsetzen, um dessen inzwischen klar er¬ 
kannte Schäden*) zu beseitigen. Die Oberste Heeresleitung, bestrebt, 
innenpolitische Kämpfe zu vermeiden, war bereit, auf die von ihr zunächst 
geforderte Beseitigung jenes Gesetzes zu verzichten, wenn dies „innen¬ 
politisch zweckmäßig erscheine". Sie hielt aber daran fest, daß scharfe 
Überwachung und Durchführung der Arbeitspflicht, Einschränkung des 
Betriebswechsels, Aufhebung der Freizügigkeit zwischen den Arbeits¬ 
stellen erreicht werde. Unterdessen entwickelte sich ein Kampf der Reichs¬ 
tagsmehrheit gegen die Einrichtung des „Vaterländischen Unterrichts" 
der Obersten Heeresleitung wie gegen die durch Generallandschaftsdirek¬ 
tor Kapp und Großadmiral von Lirpitz zur Stützung des Willens zum 
Siege geschaffene „Vaterlandspartei". Die Linksparteien forderten weit¬ 
gehende Parlamentarisierung der Regierung. Verhandlungen über die 
Rolle der Unabhängigen Sozialdemokratie als Anstifterin einer auf der 
Hochseeflotte aufgedeckten Meuterei führten am I. November zum Ab¬ 
gang des Reichskanzlers Michaelis. Nachfolger wurde der 74jährige Graf 
Hertling, bisher bayerischer Ministerpräsident und früherer Führer der 
Zentrumspartei, Vizekanzler der Abgeordnete von Payer der Süd¬ 
deutschen Volkspartei. Die Oberste Heeresleitung hatte mit Besorgnis 
gesehen, daß die Reichsregierung nicht die Kraft und daher auch nicht den 
Weg gefunden hatte, gegen die Unabhängige Sozialdemokratie vorzugehen, 
war aber bei der Frage des Kanzlerwechsels unbeteiligt geblieben. 
C. Neue Ziele der militärischen Kriegführung. 
J. Zustand des Heeres, 
a) Allgemeines. 
Die Abwehrkämpfe des Frühjahrs waren im ganzen erfolgreich ge¬ 
führt worden; die Doppelschlacht an der Aisne und in der Champagne 
wurde als deutscher Abwehrsieg gebucht. Die Kräfte des Heeres hatten 
aber bis zum äußersten angespannt werden müssen. Die Verluste waren 
teilweise sehr schwer gewesen; in den Monaten April bis Juni hatte das 
Westheer 384000 Mann verloren, davon 121000 Tote und Vermißte. 
*) Bd. XII, 6.25f.
	        
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