Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

Oberste Heeresleitung: Friedensschritt des Papstes. 
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lands, das unter Hinweis auf die Kriegszielnote der Entente vom Januars 
als Vorleistung der Mittelmächte die Bekanntgabe ihrer Kriegsziele sowie 
der von ihnen beabsichtigten Wiederherstellungen und Entschädigungen 
verlangte; „selbst über Belgien" sei niemals eine bestimmte Zusage be¬ 
kanntgeworden. Staatssekretär von Kühlmann war jedoch entschlossen, 
eine öffentliche Erklärung über Belgien zu vermeiden, solange nicht die 
Gewißheit bestand, dadurch zu wirklich ernsthaften Friedensverhandlungen 
zu gelangen. Die im übrigen entgegenkommende deutsche Antwort, die 
am 12. September dem Nuntius überreicht wurde, besagte daher, daß s-pt-mb--. 
man über Belgien zu verhandeln bereit sei. Unterdessen war aber der 
päpstliche Vermittlungsversuch angesichts der Antworten der Entente 
bereits gescheitert; Präsident Wilson z. B. hatte sich überhaupt geweigert, 
„mit den augenblicklichen deutschen Machthabern einen Verständigungs¬ 
frieden zu schließen". 
An den Hergängen war die Oberste Heeresleitung unbeteiligt. 
Sie ist zu ihnen erst in einem Kronrat am 11. September und nur zur 
belgischen Frage gehört worden. Sie entnahm dabei den Mitteilungen 
des Kanzlers wie des Staatssekretärs von Kühlmann, daß von neutraler 
Seite ein Schritt unternommen sei, der auf einen Friedensfühler Englands 
schließen lasse2), und fand sich mit der kaiserlichen Entscheidung ab, daß — 
falls es noch im Fahre 1917 zu Verhandlungen komme — Belgien preis¬ 
gegeben werden könne, vorausgesetzt, daß es nicht unter den Einfluß der 
Gegner falle, sondern tatsächlich unabhängig bleibe. In einem Schreiben 
vom 15. September faßte der Generalfeldmarschall seine Wünsche aber 
nochmals dahin zusammen: Bei einem Verzicht aus Belgien müsse man 
versuchen, vor allem Lüttich in der Hand zu behalten und auch das übrige 
Land nur allmählich zu räumen, entsprechend der Festigung der Verhält¬ 
nisse in dem für Deutschland erforderlichen Sinne. Eine über das neu¬ 
trale Ausland nach London vermittelte unverbindliche Anfrage des Aus¬ 
wärtigen Amtes, ob durch grundsätzliche Zusicherung der deutschen Be¬ 
reitschaft zur Freigabe Belgiens der Beginn von Friedensverhandlungen 
erreicht werden könne, ergab dann aber bis Anfang Oktober, daß das nicht 
der Fall sei. 
Unterdessen hatte Graf Czernin gelegentlich seines Aufenthaltes 
in Deutschland im August auch den Kronprinzen des Deutschen Reiches 
und den Kronprinzen von Bayern aufgesucht, um sie für seine Friedens- 
pläne zu gewinnen, war aber auch auf diesem Wege nicht weitergekommen. 
*) Bd. XI, S. 472. 
2) Die Auffassung war irrig, aber nach dem, was Kanzler und Staatssekretär aus¬ 
geführt hatten, berechtigt. 
Weltkrieg. XIII. Bd. 0
	        
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