Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

Oberste Heeresleitung: Kriegsziele, Stimmung der Heimat. 
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Verschärfung der bestehenden innerpolitischen Gegensätze. Die Botschaft 
des Präsidenten Wilson, der im Januar 1917 das Schlagwort vom „Frie¬ 
den ohne Sieg" in die Welt gerufen hatte1), das russische Kriegszielmanisest 
vom April, das einen Frieden ohne Eroberungen vorschlug, die Lockrufe 
der russischen Revolution, das Ausbleiben der vom Unterseekrieg erwarte¬ 
ten raschen Wirkung und damit die Gefahr, daß Amerika doch noch aktiv 
in den Krieg eingreife, bereiteten den Boden für die Wühlarbeit unver¬ 
antwortlicher Hetzer3). Sie wurde unterstützt durch feindliche Propa¬ 
ganda, darunter vor allem auch durch weitere Auslassungen des Präsi¬ 
denten Wilson, in denen er einen Unterschied machte zwischen dem deut¬ 
schen Volk, mit dem Amerika keinen Streit habe, für das es vielmehr Teil¬ 
nahme und Freundschaft empfinde, und der „finsteren Macht, in deren 
Klauen es sich befinde"3). 
Angesichts dieser Entwicklung hatte Generalseldmarschall von Hin- 
denburg durch ein Schreiben vom 19. Juni an den Reichskanzler1) eine 
Auseinandersetzung über die politische Führung des Krieges eingeleitet: 
Es gelte die Stimmung der Heimat zu heben, denn jede Klage über fehl- 
geschlagene Hoffnungen, jeder Ausdruck von Erschöpfung und Friedens¬ 
sehnsucht werde mit Sicherheit kriegsverlängernd wirken. Demgegenüber 
brachte der Reichskanzler am 25. Juni zum Ausdruck, daß er in manchem 
wesentlich anders denke: Die Vorstellung von der schnellen und durch¬ 
schlagenden Wirkung des Unterseekrieges sei als übertrieben erkannt; es 
sei darin „bei aller Zuversicht doch Vorsicht geboten". Um die inneren 
Streitigkeiten einzudämmen, solle die Kriegszielsrage ganz ruhen, denn 
„die Aussichten eines Friedens, den wir diktieren könnten, sind in so un¬ 
bestimmte und jedenfalls in so weite Fernen gerückt, daß die Vorspiege¬ 
lung eines fetten Friedens bei dem langen und schweren Weg, den wir 
noch zu durchlaufen haben, zu neuen und verderblichen Enttäuschungen 
führen müßte". Wohl sei zu betonen, daß wir einen „Helotensrieden" 
zu erwarten haben, wenn wir nachgäben, bevor die Gegner Friedens¬ 
neigung zeigten, „jede scharfe Verurteilung eines Verständigungsfriedens" 
müsse aber unterbleiben. Fm übrigen verteidigte er die „Osterbotschaft" 
des Kaisers über das preußische Wahlrecht3) und zeigte hinsichtlich der 
Kriegslage recht geringe Zuversicht: „Uber den Herbst hinaus wird sich 
Österreich-Ungarn" — wo die „antideutsche Stimmung", wie es an an- 
!) Bd. XII, S. 163. 
2) Bd. XII, S. 510 und 569ff. 
3) Reden vom 2. April und 14. Juni. 
4) Bd. XII, S. 578f. 
5) Bd. XII, S. 569. 
Bis 
Sani 1917.
	        
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