Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

die des heute rückschauenden Betrachters. Der Sonde zeitgeschichtlicher Kritik 
bietet sich also nicht bloß die Auffassung und Behandlung einzelner 
Geschehnisse durch den Kriegsgeschichtler an; sie wird bis auf die Wurzeln 
dieser Geschichtsschreibung geführt werden müssen. Dem politischen Histo¬ 
riker tut sich — wir sagten es schon — in der Veröffentlichung eine doppelte 
Forschungsmöglichkeit auf: die Geschichte des Weltkriegs selbst und ihre 
Spiegelung in der militäramtlichen Darstellung. Von solchem Standpunkt 
aus lassen sich zuweilen die nackten Tatsachen, die in den schildernden Par¬ 
tien der Bände objektiv aufgeführt werden, gegen die Beurteilung der Vor¬ 
gänge durch die Verfasser ausspielen. Der auf den letzten Bogen des XIV. 
Bandes zweimal, wenn auch in vorsichtiger Abschwächung gebrauchte Be¬ 
griff des Dolchstoßes findet beispielsweise nicht nur keine Rechtfertigung 
in den Darlegungen der vorausgehenden Kapitel, sondern wird u. E. von 
ihnen auch unmittelbar widerlegt. 
Es wäre aber abwegig, dem Werke der Kriegsgeschichtlichen Forschungs¬ 
anstalt eine bewußte Tendenz unterzuschieben, die sich gegen die Freiheit 
der Forschung und die (subjektive) Wahrheit der Darstellung auswirkte. In 
diesem Falle wäre die Herausgabe der beiden Bände durch das Bundesarchiv 
nicht in Frage gekommen. Ihre Bearbeiter und Redaktoren würden ohne 
Zweifel jede Verdächtigung, daß sie in ihren Formulierungen Zugeständnisse 
an ein politisches System gemacht oder absichtlich einer parteilichen Ein¬ 
stellung Raum gegeben hätten, weit von sich weisen. Sie würden für sich in 
Anspruch nehmen, daß die Darstellung nur ihre in langjähriger Forschung, 
methodisch einwandfrei und unbeeinflußt erarbeitete wissenschaftliche Über¬ 
zeugung von Ursachen und Hergang der Geschehnisse enthalte. In der 
Ausarbeitung des Herbstes 1944 über die im Weltkriegswerk angewandten 
Forschungsmethoden und gewonnenen Erfahrungen10) ist dies eingehend er¬ 
läutert worden. 
Das Problem ruht in tieferen Schichten. In jenen methodischen Erörte¬ 
rungen klingt an einigen wenigen Stellen ein Ton auf, der uns der Lösung 
näherzubringen vermag. „Es galt“ — so heißt es dort — „eine . . . dem 
Andenken unseres ehemaligen Heeres und seiner Taten in jeder Hinsicht 
würdige Darstellung zu schaffen.“ Sie hatte „dem Ansehen des alten Heeres 
in seiner Gesamtheit Rechnung zu tragen und seinen Ruhm der Nachwelt zu 
überliefern“. Das muß uns hellhörig machen für Gefahren, denen die Be¬ 
arbeiter des Weltkriegswerkes durch ihr Befangensein in der berufsständi¬ 
schen Tradition, durch das Fortwirken eines militärischen Korps- und Front¬ 
geistes ausgesetzt waren. Die Angehörigen der Forschungsanstalt haben die 
"») Vgl. Anm. 7.
	        
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