Entstehung und Entwicklung des Angriffsplanes.
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herige Abschnitte St. Quentin und Oise) abgeteilt worden^). Für diese
befahl die Oberste Heeresleitung am 19. Dezember den Einsatz des neu
ausgestellten Armee-Oberkommandos 18; es sollte am 27. Dezember
den Befehl übernehmen.
In einer Eingabe vom 21. Dezember faßte die Heeresgruppe Kron¬
prinz Rupprecht ihre Ansichten über die Michael-Offensive noch einmal zu-
sammen. Die frühere Annahme, daß die Engländer gegenüber der Front
der 2. Armee künftig nur schwach ausgebaute Stellungen und wenig Re¬
serven hätten, treffe jetzt nicht mehr zu. Auch die Franzosen würden hinter
ihrem linken Flügel stets stärkere Reserven bereit halten. Die Verhältnisse
für einen deutschen Angriff an dieser Frontstrecke seien daher noch schwieriger
geworden. Trotzdem empfahl die Heeresgruppe die Vorbereitung der
Michael-Offensive nicht nur als Demonstration aus den schon dargelegten
Gründen, sondern auch als entscheidungsuchende Kampfhandlung für den
Fall, „daß besonders ungünstige Wetterverhältnisse — lang anhaltende
Nässe im Frühjahr — die Ausführung von St. Georg für längere Zeit
unmöglich machen sollten oder wenn dieser Angriff keine Aussicht auf
Überraschung mehr haben sollte". Auch dann aber glaubte sie, der Michael-
Offensive Aussicht aus Erfolg nur unter der Voraussetzung zubilligen zu
können, daß starke Teilangriffe in Flandern und die Demonstration eines
großen Angriffs im Gebiet von St. Georg einen sehr erheblichen Teil der
englischen Reserven von der Eambrai-Front fortzögen.
Die Durchführung der Michael-Offensive dachte sich die
Heeresgruppe so, daß die 2. und 13. Armee — jede etwa zwanzig Divisionen
stark — aus breiter Front, von Villers-Guislain^) bis zur Oise, durch-
brechen sollten. Auf dem rechten Flügel der 2. Armee hatte eine räumlich
abgesetzte Gruppe, sechs bis acht Divisionen, aus der Front Pronville—
Moeuvres vorzustoßen, um im Verein mit dem von Villers-Guislain aus-
geübten Druck den gegen Eambrai vorspringenden englischen Stellungs-
bogen abzuschneiden. Der 2. Armee fiel die Ausgabe zu, den Durchbruch
unter Anlehnung ihrer linken Flanke an die Somme westlich von Peronne
in der Richtung aus Vapaume fortzuführen und die englische Front nach
Nordwesten aufzurollen. Die 13. Armee sollte den Somme-Abschnitt
zwischen Peronne und Ham und den Erozat-Kanal gewinnen und die
linke Flanke der Offensive decken. Zur operativen Ausnutzung war eine
Reservearmee von 12 bis 15Divisionen, die später durch frei werdende
Kräfte der 13. Armee vermehrt werden könnten, hinter der 2. Armee
bereitzustellen.
1) Bd. XIII, S. 142.
2) Orte auf Beil. b.