Volltext: [Der Weltkrieg 1914 bis 1918 / Die militärischen Operationen zu Lande ] ; Der Weltkrieg 1914 bis 1918. Die militärischen Operationen zu Lande. 14,1 Die Kriegführung an der Westfront im Jahre 1918 : [Hauptbd.] (14,1 1944)

Entstehung und Entwicklung des Angriffsplanes. 
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Erst ein halbes Jahr später hat sich die Oberste Heeresleitung näher mit 
der Frage beschäftigt, wann, wo und wie auf dem westlichen Kriegsschau¬ 
platz angegriffen werden könne. Das Ziel war dabei aber zunächst nur, den 
für das Jahr 1913 erwarteten feindlichen Großangriffen, insbesondere dem 
in Flandern, durch eigenen Angriff zuvorzukommen und dadurch die Ge¬ 
samtlage zu verbessern. In diesem Sinne faßte der Chef der Operations- 
abteilung, Major Wetzell, in einer Niederschrift vom 23.Oktobers, also 
unmittelbar vor Beginn der Offensive in Oberitalien, „die Vorbereitung 
eines großen Angriffs gegen den rechten Flügel der englischen Flandern- 
Front mit Stoßrichtung aus dem rechten Flügel der 6. Armee (Armen¬ 
tieres—Lens) und gleichzeitigem Angriff der 4. Armee'auf ihrem rechten 
Flügel" für das kommende Frühjahr ins Auge. Er nahm dazu 30 Divisionen 
in Aussicht und wählte den Zeitpunkt, Ende Februar 1918, so früh, daß die 
Hilfe der Amerikaner für die Westmächte noch nicht entscheidend ins Gewicht 
fallen konnte. General Ludendorff beschränkte sich auf die Randbemerkung: 
„Gut, alles kommt auf Italien an." 
Am dieselbe Zeit trat auch die Heersgruppe Kronprinz Rup- 
precht der Frage näher, ob sich im kommenden Frühjahr die Möglichkeit 
eines größeren Angriffs ergeben könnte. In einer Denkschrift vom 25. Ok- 
tober^) vertrat sie den Standpunkt, daß angesichts der starken, durch Hinzu- 
treten der Amerikaner noch vermehrten Kräfteüberlegenheit der Entente 
sich eine große deutsche Offensive ebensowenig empfehlen würde wie reine 
Abwehr in zermürbenden Materialschlachten. Sie schlug daher vor, feinde 
lichen Angriffen, die sie für das Frühjahr 1918 mit Sicherheit in Flandern 
erwartete, planmäßig auszuweichen und „starke, ausfallartige Offensiv- 
schlüge" an nicht angegriffenen Frontteilen, z. B. an der Lys-Front, in der 
Richtung auf Armentieres—Bailleul zu führen, also im wesentlichen um 
Zeitgewinn zu kämpfen. Die Antwort des Generals Ludendorff vom 
28. Oktober machte zwar die Durchführung des vorgeschlagenen Angriffs 
von der Gesamtlage auf allen Kriegsschauplätzen im nächsten Frühjahr 
abhängig, maß ihm aber doch bei stärkstem Kräfteeinsatz größere Erfolgs- 
aussichten zu als die Heeresgruppe und bat um Vorlage eines Entwurfs 
für diesen Artgriff: „Wenn er durchführbar wäre, so müßte er so früh wie 
möglich beginnen, um der Einwirkung der Amerikaner zuvorzukommen. 
Andererseits müßten dazu so starke Kräfte eingesetzt werden, wie nur irgend, 
ohne die Gesamtlage zu gefährden, verfügbar gemacht werden können. 
Dann würde auch das zu steckende Ziel, die Engländer zu schlagen und die 
englische Flandern-Offensive aufzuhalten, erreicht und vielleicht eine ganz 
neue Kriegslage geschaffen werden". 
-) Bd. XIII, S. 330 f. -) Bd. XIII. £.3?7f.
	        
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