Volltext: [Der Weltkrieg 1914 bis 1918 / Die militärischen Operationen zu Lande ] ; Der Weltkrieg 1914 bis 1918. Die militärischen Operationen zu Lande. 14,1 Die Kriegführung an der Westfront im Jahre 1918 : [Hauptbd.] (14,1 1944)

Zustand des Heeres und Angriffspläne 
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ungarische Front gegen Rußland müsse also „um so viel gekürzt werden, 
daß wir fünf bis sechs Divisionen als Reserven frei bekommen. Ob und 
wie dies möglich, läßt sich jetzt nicht überblicken"» 
Danach mußte es recht fraglich erscheinen, ob österreichisch-ungarische 
Divisionen für den Westkriegsschauplatz verfügbar und seinen besonders 
schweren Kampfbedingungen gewachsen sein würden. 
Die weiteren Erfolge in Italien und der völlige Zusammenbruch Ru߬ 
lands hatten die militärische Lage dann allerdings erheblich gebessert, so daß 
die Entsendung von Divisionen an die deutsche Westfront doch zur Frage 
stand^). Die österreichisch-ungarische Heeresleitung verhielt sich daher gegen- 
über dem Gedanken einer eigenen Offensive zurückhaltend; als Feldmarschall 
von Conrad am l. Dezember für das Frühjahr einen Angriff mit beschränk¬ 
tem Ziel an der Tiroler Front vorschlug, wurde er hinhaltend beschie- 
den. Erst in einer Denkschrift vom S.März 1918 beschäftigte sich die 
„Gruppe 5" (Italien) der Heeresleitung mit der Frage einer Offensive. 
Sie ging dabei von der Möglichkeit aus, „daß die Entente im Westen nicht 
derart entscheidend geschlagen wird, daß sie um Frieden bitten muß"; es 
handelte sich also um Pläne für die Zeit nach der deutschen Offensive. Ge- 
stützt aus den Umstand, daß Österreich-Ungarns Heer durch Italien fest- 
gehalten wird, könne die Entente dann, „auf die Hilfe Amerikas und unsere 
Kriegsmüdigkeit rechnend, den Krieg fortsetzen. Tritt dieser Fall ein, so 
müßte Italien vorerst ganz aus der Reihe unserer Feinde gestrichen werden; 
gelingt dies, so dürften England, Frankreich und Amerika allein es kaum 
mehr für aussichtsvoll halten, gegen die Ientralmächte zu kämpfen. Wollten 
sie es trotzdem tun, dann müßten eben auch die gesamten österreichisch- 
ungarischen Streitkräfte im Westen angesetzt und hiermit das Kriegsende 
erzwungen werden". Die Stärkeverhältnisse wurden mit zur Zeit 
44 Divisionen (dabei 4090 Geschütze) gegen 72 feindliche (dabei 7000 Ge¬ 
schütze) angenommen. Man hoffte aber, die gegnerische Überlegenheit 
durch Truppen von der Ostfront allmählich auszugleichen, und rechnete 
mit demnächstigem Abzug wesentlicher feindlicher Kräfte durch den deutschen 
Angriff im Westen. Bedeutend schlechter als der Gegner bleibe man aber 
in materieller Hinsicht gestellt. Diesen Nachteil einigermaßen zu beheben, 
brauche viel Zeit; denn die aus dem Osten erhofften Verpflegungsmengen 
könnten sich — selbst bei optimistischer Beurteilung — nicht vor Monaten 
fühlbar machen. Aber die Wahl der Angriffsrichtüng war gesagt: Bei 
der Heeresgruppe Conrad kämen die Tiroler West- und Südsront nicht in Be- 
tracht; der Raum von Asiago sei von den Italienern „seit Iahren vorzüglich 
ausgebaut, sehr starke Stellungen, schwierig anzugreifen". Am günstigsten 
T)S. 39 f.
	        
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