Volltext: [Der Weltkrieg 1914 bis 1918 / Die militärischen Operationen zu Lande ] ; Der Weltkrieg 1914 bis 1918. Die militärischen Operationen zu Lande. 14,1 Die Kriegführung an der Westfront im Jahre 1918 : [Hauptbd.] (14,1 1944)

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Österreich-Ungarns Kriegführung im Jahre 1918. 
Zöschen Friedensfühlern) diesen gegenüber habe er in Übereinstimmung 
Mai »is. mit Berlin zu erkennen gegeben, daß Frankreichs Anspruch auf Elsaß- 
Lochringen das einzige Friedenshindernis fei1); da man französischerseits 
daraufhin weitere Erörterungen abgelehnt habe, wäre nur noch die deutsche 
Offensive an der Westfront übriggeblieben. Diese Ausführungen veran- 
latzten den französischen Ministerpräsidenten Clemenceau, das von Kaiser 
Karl am 24. März 1917 dem Prinzen Sixtus mitgegebene Handschreiben 
zu veröffentlichen, in dem der Kaiser im Gegensatz zu den jetzigen Aus¬ 
führungen feines Ministers die „gerechten Rückforderungsansprüche" Frank- 
reichs auf Elsaß-Lothringen ausdrücklich anerkannt hatte2). Mit dieser 
Veröffentlichung war die Brücke zwischen Kaiser Karl und der Entente 
endgültig abgebrochen. Da Gras Czernin von dem Kaiserlichen Schreiben 
nichts wußte, ergaben sich Weiterungen, in deren Verfolg am 14. April 
sein Vorgänger, Baron Burian^), das Außenministerium wieder übernahm. 
Am gleichen Tage suchte Kaiser Karl die durch das Bekanntwerden seines 
Brieses im deutschen Großen Hauptquartier entstandene ernste Miß- 
stimmung durch ein Telegramm an Kaiser Wilhelm zu beseitigen, das mit 
den Worten schloß: „Ansere weitere Antwort" — an Herrn Clemenceau — 
„sind meine Kanonen im Westen". Ein im Anschluß daran zur Klärung 
der Beziehungen für die erste Maihälfte verabredeter Besuch des Kaisers 
in Spa wurde durch einen Zwischenfall aus anderem Gebiet vorübergehend 
in Frage gestellt: Während man in Berlin über deutsche Aushilfe mit Brot- 
getreide verhandelte, wurde am 30. April in Wien angesichts des fast 
völligen Fehlens von Mehl ein aus Rumänien nach Deutschland gehender 
Maistransport kurzerhand beschlagnahmt. Die Oberste Kriegsleitung sah 
den Vorfall, der sich wiederholen konnte, als überaus ernst an. Aber Baron 
Burian verurteilte das Vorgehen einer nachgeordneten Stelle aufs schärfste 
und stellte so schnell wie möglich Ersatz in Aussicht. 
So konnte, während über diese Angelegenheit noch verhandelt wurdet, 
Kaiser Karl, von Außenminister Gras Burian^) und Generaloberst 
von Arz begleitet, am 12. Mai in Spa eintreffen. Nach dem, was vor- 
gefallen war und angesichts des dabei entstandenen scharfen Gegensatzes 
*) S. 5 ff. 
-) Bd. XII, S. 567, Anm. 1. 
3) Bd. XH, S. 488. 
4) Als Ausgleich für die Beschlagnahme des Deutschland gehörigen Getreides stimmte 
österreich-Ungarn zu, daß in Zukunft die wirtschaftliche Ausnutzung der Ukraine einheitlich 
unter deutscher Leitung erfolgen solle. Außerdem wurden Abmachungen getroffen über die 
bis Mitte Juli an Österreich-Angarn zu liefernden Getreidemengen (vgl. Bd. XIII, S. 399). 
Anläßlich des inzwischen zustande gekommenen Friedens mit Rumänien in den 
Grafenstand erhoben.
	        
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