Volltext: [Der Weltkrieg 1914 bis 1918 / Die militärischen Operationen zu Lande ] ; Der Weltkrieg 1914 bis 1918. Die militärischen Operationen zu Lande. 14,1 Die Kriegführung an der Westfront im Jahre 1918 : [Hauptbd.] (14,1 1944)

Die Frage der Preisgabe des Unterseekrieges. 
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Generalfeldmarschall von Hindenburg lieh diese Mitteilung allen 
Heeresgruppen und Armeen bekanntgeben, aber — wie sein Begleit¬ 
schreiben zeigt — nur, um zu äußerster Kraftanstrengung anzuspornen^), 
während der Kanzler vermutlich gehofft hatte, durch sie die Oberste Heeres- 
leitung für Preisgabe des Unterseekrieges zu gewinnen; denn zu der war 
das gesamte Kabinett, um einen Abbruch der Verhandlungen zu vermeiden, 
entschlossen. Admiral S che er wandte sich wie schon bisher gegen diese 
Absicht und drahtete in der Nacht zum 20. Oktober an General Ludendorsf, 20. ottot>«. 
er werde der Einstellung des Unterseekrieges nur zustimmen, wenn die 
Oberste Heeresleitung es verlange. Diese trat in bestimmtester Form 
dem Standpunkt der Marine bei und nahm damit den Kampf gegen die 
Reichsregierung auf. An Oberst von Haeften wurde folgende Stellung¬ 
nahme des Generalfeldmarschalls zur Weiterleitung an den Reichs¬ 
kanzler gesandt, dem sie am Morgen des 20. Oktober vorgelegt wurde: 
„Die Lage hat sich nicht geändert. Die Türkei hat Sonderverhand- 
lungen begonnen^). Osterreich-Ungarn wird bald folgen. Wir werden sehr 
bald in Europa allein dastehen. Die Westfront ist in größter Anspannung. 
Ein Durchbruch bleibt möglich, wenn ich ihn auch nicht befürchte. Durch 
Absetzen vom Feinde in Belgien und Zuführen des zugesagten Ersatzes 
könnte ein nachhaltiger Widerstand organisiert werden, der den Kamps 
an der Westfront in die Länge zieht und uns zwar nicht den ausgesprochenen 
Sieg beschert, wohl aber uns vor dem äußersten bewahrt. Aber selbst wenn 
wir geschlagen würden, stünden wir nicht wesentlich schlechter da, als wenn 
wir jetzt schon alles annähmen. 
Es ist die Frage zu stellen: Will das deutsche Volk um seine Ehre nicht nur 
in Worten, sondern tatsächlich bis zum letzten Mann kämpfen und sich 
damit die Möglichkeit des Wiedererstehens sichern, oder will es sich zur 
Kapitulation und damit zum Untergang vor der äußersten Kraftanstrengung 
drängen lassen? 
Mit der durch das Zugeständnis der Rote bewirkten Preisgabe des II-B 00 t- 
Krieges ohne jede Gegenleistung beschreiten wir den letzteren Weg. 
Wir würden zudem aus die Stimmung der durch die harten Kampfe schwer 
geprüften Armee äußerst ungünstig einwirken. Ich kann daher der Rote 
in diesem Punkte nicht zustimmen. Muß die Regierung, falls sie sich dieser 
Ansicht anschließt, damit rechnen, daß die Verhandlungen mit Wilson 
scheitern, so muß sie entschlossen sein, den Kamps bis zum letzten Mann 
unserer Ehre halber auszukämpfen. 
x) S. 655. 
2) Bd. XIII, S. 442. — Die Verhandlungen hatten in der Nacht zum 13. Okt. be¬ 
gonnen. Die Nachricht davon war soeben bei der O. H. L. eingegangen.
	        
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