Volltext: [Der Weltkrieg 1914 bis 1918 / Die militärischen Operationen zu Lande ] ; Der Weltkrieg 1914 bis 1918. Die militärischen Operationen zu Lande. 14,1 Die Kriegführung an der Westfront im Jahre 1918 : [Hauptbd.] (14,1 1944)

Kabinettssitzung über die zweite Wilson-Note. 
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Aus die Frage, ob die Westfront noch die drei Monate halten werde, 
bis die Ost-Divisionen heran sein könnten, erklärte General Ludendorff, 
er halte einen Durchbruch „für möglich, aber nicht für wahrscheinlich". Bis 
zum Frühjahr werde sich das Iahlenverhältnis bei Einstellung von 600000 
bis 700000 Mann Ersatz unsererseits nicht entscheidend verschlechtern, wohl 
aber werde die Lage bei etwaiger Räumung des besetzten Gebietes in jeder 
Hinsicht bedeutend schwieriger. Seit dem 5.Oktober habe sich das Bild^) 
„vor allem dadurch wesentlich geändert, daß die feindlichen Angriffe seitdem 
an Kraft und Wucht abgenommen hätten. Die Offensive des Feindes habe 
offenbar ihren Höhepunkt überschritten. Sie sei merklich im Abslauen. 
Unbedingte Sicherheiten, fuhr der General fort, könne auch er natürlich 
nicht geben, Prophezeihungen im Kriege seien unangebracht; aber in 
dem Maße, wie er Vertrauen vom deutschen Volke zu beanspruchen ein 
Recht zu haben glaube, verantworte er jetzt, zu erklären: er sähe der weiteren 
Entwicklung der militärischen Lage zuversichtlich entgegen, in etwa vier 
Wochen hoffe er sagen zu können, über den Berg zu sein. Die Front im 
Westen werde, wenn auch unter allmählicher und planmäßiger Zurück- 
Verlegung der Stellungen, jedenfalls noch mehrere Monate durchhalten 
können, und er glaube nicht zuviel zu sagen, wenn er behaupte, schlimmsten¬ 
falls noch den Winter über. Unerläßliche Voraussetzung aber hierfür sei, 
daß nun aber auch von feiten des Kriegskabinetts alles Erdenkliche geschähe, 
um der Zersetzung des Geistes unseres Volkes und unserer Wehrmacht 
entgegenzuarbeiten und die Stimmung in der Heimat emporzurichten, um 
der aus das schwerste jetzt ringenden Front den Rücken zu stärken". Dieser 
ernste Appell galt vor allem Staatssekretär Scheidemann und der von 
ihm vertretenen sozialdemokratischen Partei: „Wenn er— Herr Scheide¬ 
mann — es nicht fertigbringe, dann gäbe es doch noch ganze Männer in 
seiner Partei, die es tun könnten!" 
General Ludendorsf schloß: „Anzustreben bleibe, den Faden der Ver¬ 
handlung mit dem Feinde nicht abreißen zu lassen, und wünschenswert sei 
eine Waffenruhe. Keinesfalls aber könne und dürfe die Rede sein von einer 
Unterwerfung unter die Rote Wilsons vom 14. Oktober; sie bedeute letzten 
Endes nichts mehr und nichts weniger als Waffenstreckung und bedingungs¬ 
lose Übergabe aus Gnade und Ungnade, um dadurch um so ungehinderter 
Deutschlands Vernichtung betreiben zu können". 
In einer weiteren Sitzung wurde nachmittags die Frage gestellt, ob 
man angesichts des anscheinend bevorstehenden Aussalls Osterreich-Ungarns 
auf die Wilson-Rote „eine etwas heftigere Antwort wählen dürfte, die 
unserer Würde entspräche, auch auf die Gefahr hin, daß Wilson abschnappe. 
i) Das Folgende nach der Darstellung des Admirals von Levetzow.
	        
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