Volltext: [Der Weltkrieg 1914 bis 1918 / Die militärischen Operationen zu Lande ] ; Der Weltkrieg 1914 bis 1918. Die militärischen Operationen zu Lande. 14,1 Die Kriegführung an der Westfront im Jahre 1918 : [Hauptbd.] (14,1 1944)

Weitere Zuspitzung der Eesamtlage. 
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zweifelten Lage wurde am 25. September das Waffenstillstands- 25>s«pt-mb«r. 
angebot Bulgariens bekannt. Damit stand die Überwältigung auch der 
Türkei, die Öffnung des Zuganges zum Schwarzen Meer, vor allem aber 
die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten durch Rumänien in Aussicht. 
Dann konnte sich Österreich-Ungarn nicht mehr halten. Die Gefahr einer 
Isolierung Deutschlands und engster Einkreisung auch von Süden und 
Südosten her rückte in unmittelbare Nähe. Auch entfiel die Zufuhr rumä¬ 
nischen Öls, ohne die der Krieg nur noch kurze Zeit weitergeführt werden 
konnte. Im Westen aber wurden neue feindliche Großangriffe täglich 
erwartet. 
Angesichts dieser Lage schien nur ein Wunder noch Rettung bringen 
zu können. Als am 26. September der Generalstabsarzt der Armee, 
Professor Dr. von Schjerning, meldete, daß bei den französischen Truppen 
in Südfrankreich eine Lungengrippe herrsche und vielleicht auch auf die 
Front übergreifen könne, bedeutete das für General Ludendorff einen 
Hoffnungsschimmer. Er hielt die Nachricht für wichtig genug, um sie durch 
den Vertreter des Auswärtigen Amtes, Legationsrat von Lersner, dem 
Reichskanzler übermitteln zu lassen^). An demselben Tage schlug ihm 
Oberst Heye vor, angesichts der bedrohlichen Lage sofort zum Kaiser nach 
Berlin zu fahren, um dort in Gegenwart des Staatssekretärs von Hintze das 
Nötige vorzutragen. General Ludendorff antwortete ausweichend: Der 
Staatssekretär sei unterrichtet und tue alles, um zum Frieden zu kommen^). 
Am 2ö. September begann der neue französisch-amerikanische zs.e»pt«mb«r. 
Großangriff gegen die gesamte Stellungsfront von Reims bis zur Maas. 
Wenn der Gegner damit Erfolg hatte, kam er in den Rücken der Siegfried- 
Stellung. Es mußte eine verhängnisvolle Lage für den gesamten rechten 
Flügel und die Mitte des deutschen Heeres entstehen. Gelegentlich einer 
Aussprache hierüber kamen General von Bartenwerffer als Chef 
der Politischen Abteilung, Oberst Heye, Oberst von Mertz und Legations¬ 
rat von Lersner zu dem Ergebnis, daß Staatssekretär von Hintze herbei- 
gerufen werden müsse. Legationsrat von Lersner übernahm es, diesen 
Wunsch am Fernsprecher nach Berlin zu übermitteln. Außerdem drahtete 
er an den Staatssekretär: „Chefs der Operations-Abteilung, Oberst Heye, 
General von Bartenwerffer, Oberst von Mertz, halten unsere Lage für sehr 
bedrohlich. General Ludendorff sagte mir, als er gestern über die Lungen¬ 
x) Dazu teilte Leg.-Rat von Lersner im Okt. 1936 mit, ev fyabe dazu bemerkt: „Euere 
Exzellenz haben mir heute zum ersten Male hiermit ein klares Bild der Kriegslage gegeben. 
Ich werde sofort die Kaiserliche Regierung in Kenntnis setzen". 
2) Mitteilung des Gen. Obst. Heye vom März 1937 (vgl. 6.630).
	        
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