Volltext: [Der Weltkrieg 1914 bis 1918 / Die militärischen Operationen zu Lande ] ; Der Weltkrieg 1914 bis 1918. Die militärischen Operationen zu Lande. 14,1 Die Kriegführung an der Westfront im Jahre 1918 : [Hauptbd.] (14,1 1944)

Beurteilung der Lage bei der Obersten Heeresleitung. 
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Am folgenden Tage, 24. September, legte Oberst Heye^) seine Er- 2».s«pt-mb«r 
wägungen über die kommenden Großkämpfe General Ludendorff vor. 
Auch Oberst Heye erwartete „in einigen Tagen" das Einsetzen der Haupt- 
kämpfe an der Westfront. Dabei schien die Heeresgruppe Kronprinz Rup- 
precht im Bereich der 4. und 6. Armee verhältnismäßig wenig gefährdet, 
obgleich ein Vorstoß in Flandern in Verbindung mit Flottenunternehmun- 
gen immerhin möglich sei. Gegen die 17. und 2. Armee sah er „Iermür- 
bungskämpfe" voraus. Für diese werde es notwendig sein, die Heeres- 
gruppe Boehn noch durch Divisionen der Heeresgruppe Kronprinz Rup- 
precht zu stützen; denn von den übrigen Heeresgruppen dürfe nichts mehr 
nach Norden verschoben werden, da das „im Sinne des Feindes gehandelt" 
wäre. Mit Angriffen in der Champagne sei zu rechnen. Der „Hauptstoß 
Fochs" sei aber doch nicht gegen die Champagne, sondern „mehr in Richtung 
deutschen Landes" zu erwarten: „Bei der Wichtigkeit dieser Entscheidungs- 
schlacht glaube ich sogar, daß Franzosen und Amerikaner nicht getrennt 
handeln — dazu sind letztere noch zu operativ ungewandt —, sondern 
gemeinsam unter Fochs eigener Leitung. Ich erwarte den Hauptstoß 
Fochs in Lothringen". Im Sundgau schien der Feind nur eine Ablenkung 
zu beabsichtigen. Die Maßregeln, die Oberst Heye vorschlug, betrafen fast 
ausschließlich Einzelheiten der Abwehr eines Angriffs in Lothringen. 
Beide Beurteilungen blickten also mit Sorge auf Lothringen, daneben 
auf die Champagne. Es blieb offen, auf welche Richtung der Feind den 
Nachdruck legen würde. General Ludendorff teilte offenbar die hier 
niedergelegte Gesamtauffassung und machte nur wenige Randbemerkungen 
zu den Ausführungen des Obersten Heye: An ein englisches Landungs¬ 
unternehmen, das nur auf holländischem Boden möglich war, glaubte er 
nicht. Der Meinung, daß keine Divisionen mehr von links her zur Heeres- 
gruppe Boehn verschoben werden dürsten, trat er bei. Daß der feindliche 
Hauptstoß in Lothringen stattfinden werde, hielt er für sehr möglich, den 
hiergegen vorgeschlagenen Maßregeln stimmte er zu. Der bereits im 
Gang befindliche Abtransport von Reserven aus dem Bereich der Heeres- 
gruppe Herzog Albrecht wurde dadurch aber nicht berührt; zu ihr rollten 
dafür einige Divisionen aus dem Osten an^). 
Zahlenmäßige Stärke und Leistungsfähigkeit des deutschen 
Heeres waren seit Juli weiter gesunken. Die bereits Mitte August von 
850auf 700 Köpfe herabgesetzte Feldstärke der Bataillone war nicht zu 
halten gewesen. Die Truppen mutzten angewiesen werden, Bataillone 
x) Mitteilung des jetzigen Gen. Obst. Heye vom Mai 1939. 
2) S. 609.
	        
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