590 Die deutsche Westfront in der Abwehr. Kampf um Zeitgewinn.
2519 gefahren Verlauf der künftigen Siegfried-Stellung hatte Generaloberst
von Boehn, möglichst unter Ausnutzung der alten deutschen Vorposten-
und früherer englischer Gräben, die Linie Trescault—Cpehy—Hargicourt
—Dallon—Moy—La Fere—Barisis—Laffaux—Conds bestimmt, hier An-
schluß an die Aisne-Stellung der 7.Armee. Das Ausweichen in diese Linie
sollte nach einem Befehl vom 2. September in drei Sprüngen erfolgen.
In der Nacht zum 4. September hatte die 2. Armee in die Linie Cquan-
court—Nurlu—Tincourt—Monchy-Lagache, die 18. anschließend in die
Ham—Chauny-Stellung, die 7. in die Aisne-Stellung zurückzugehen; die
9. Armee sollte stehenbleiben. In der Nacht zum 5.September sollte die
2. Armee — diese nur notfalls — in die Siegfried-Stellung, die 18. in
die Linie Caulaincourt—St. Simon—Crozat-Kanal, die 9. in die Sieg¬
fried-Stellung zurückgeführt werden, in der Nacht zum 6. September
dann auch die 2. und 18. Armee in diese einrücken. Nachhuten unter aus-
gesuchten älteren Führern hatten in der Linie Equancourt—Caulaincourt
—St. Simon—Tergnier—Coucy—Vregny Widerstand zu leisten, um den
Gegner möglichst lange von der noch recht ausbaubedürftigen Siegfried-
Stellung fernzuhalten; nur gedrängt und kämpfend durften diese Nach-
hüten bis in das vorher von anderen Truppen zu besetzende Vorfeld dieser
Stellung zurückgehen. Die Nordhälfte der 2. Armee, der rechte und linke
Flügel der 18. und ebenso der 9. Armee waren als vor allem gefährdete
Frontabschnitte mit besonders kampfkräftigen Divisionen zu besetzen. Von
den einzusparenden Divisionen hatte die 18. Armee mindestens drei noch
kampfkräftige hinter die 2. Armee zu verschieben.
Dieser Befehl mußte aber auf Veranlassung der Obersten Heeres-
leitung bereits am folgenden Tage, 3.September, geändert werden, da
der Feldeifenbahnchef meldete^), daß die Rückführung der unbedingt
zu bergenden Vorräte nicht so schnell vor sich gehe, wie die beteiligten
Armeen angenommen hatten. Diese Rückführung aber war — wie General
Ludendorff zwei Tage darauf betonte — wichtig genug, um dafür zu
kämpfen. Die Nachtruppen sollten nunmehr möglichst lange in der Somme-
Linie Peronne—Ham und westlich von Ham—Chauny verbleiben, dann
die Linie Nurlu—Monchy-Lagache—Ham—Chauny—Coucy—Vregny bis
etwa zum 6. September halten und nur bei stärkeren Angriffen schritt-
weise auf die Siegfried-Stellung ausweichen.
Der am 3.September beginnende Rückzug wurde vom Gegner zu-
nächst nicht bemerkt und vollzog sich im großen ganzen in der vorgeschrie-
benen Weise.
J) Mitteilung des Genlts. von Oldershausen vom Jan. 1943.