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Die deutsche Westfront in der Abwehr. Kampf um Zeitgewinn.
Aussparen starker Reserven bietet". Diese Dauerstellung müsse so weit
abgesetzt sein, daß „auch bei wochenlangem Fortgang der wechselvollen
Kämpfe ausreichender Spielraum zu planmäßigem Ausweichen bleibt".
Als solche Dauerstellung eigne sich die Ausgangsstellung vom März des
Jahres; 1. und Z. Armee könnten bis zur Hunding/Brunhild/Argonnen-
(Kriemhild-) Stellung ausweichen. Der Entschluß für die Wahl der Dauer¬
stellung müsse frühzeitig gefaßt werden, damit schon jetzt die Masse der
Arbeitskräste dort eingesetzt werden könne.
Dieser Vorschlag ging über die Absichten des Generals Ludendorss
wesentlich hinaus. Er stimmte der Denkschrift zwar „im allgemeinen
durchaus" zu, bemerkte aber: „Ich sehe allerdings das Ausweichen in die
Ausgangsstellung des vorigen März — Siegfried-Stellung — als das
Äußerste an, wozu wir uns unter Berücksichtigung unserer ungünstigen
Ersatzlage entschließen könnten". Es bleibe bei jedem Ausweichen zu be¬
denken, daß „beim Feinde mindestens die gleiche Kräfteersparnis eintritt
und daß er bei seiner numerischen Überlegenheit jederzeit das Angriffs¬
spiel an anderer Stelle erneuern kann". Im übrigen erbat er genaue Vor¬
schläge für die Hauptstellung und vorher einzunehmende Ausweichstel¬
lungen zwischen Oise und Argonnen.
27.A,g»st. Am 27. August hatte sich die l7. Armee beiderseits der Straße
Arras—Eambrai des Angriffs weit überlegener feindlicher Kräfte zu er¬
wehren, die das II. bayerische Armeekorps über Pelves—Ehsrisy zurück-
drückten. Nördlich der Scarpe und bei Bapaume behaupteten sich die
deutschen Truppen. Der 2. Armee und dem Nordflügel der 18.Armee,
die in die Zwischenstellung Flers (südl. von Bapaume)—Soyscourt—
Etalon—Amy (südöstl. von Roye) ausgewichen waren, folgte der Feind
zögernd; nur beim 54. Korps drückte er schärfer nach und nahm Flers.
Vor der 7.Armee, wo sich der Gegner seit dem 2Z.August zurückgehalten
hatte, griff er aufs neue, aber ohne Erfolg an. Bei einem Gegenstoß, der
*>as Nordufer der Vesle endgültig vom Feinde säuberte, blieben über
300 Gefangene, meist Amerikaner, in deutscher Hand. Vor der 1. Armee
wurden Zeichen für feindliche Angriffsabsichten beobachtet, besonders fiel
die starke Belegung der französischen Flughäfen aus.
ss.A-gust. Am 28.August setzten die Engländer ihre Offensive gegen die 17. Ar¬
mee bei Arras mit ungebrochener Wucht fort. Das II. bayerische Armee¬
korps wurde beiderseits von Boiry stark bedrängt und in die den Angreifer
flankierende Linie Biache-St. Vaast—Sailly-en Ostrevent zurückgenom¬
men. Der Nordflügel der 2. Armee schlug sich aus dem blutdurchtränkten
Boden der Somme-Schlacht mit wechselndem Erfolg, besonders südwestlich