Volltext: [Der Weltkrieg 1914 bis 1918 / Die militärischen Operationen zu Lande ] ; Der Weltkrieg 1914 bis 1918. Die militärischen Operationen zu Lande. 14,1 Die Kriegführung an der Westfront im Jahre 1918 : [Hauptbd.] (14,1 1944)

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Die Entwicklung der Gesamtlage. Die Gegner. 
schen an Zahl immer noch unterlegen seien; für 1919 hoffte er auf eine 
Überlegenheit von 400000 Mann. Dann könne man im Sommer zur 
Offensive übergehen; bis 1920 dürfe man angesichts der Kriegsmüdigkeit 
in England, der Erschöpfung in Frankreich und Italien und der Ungeduld 
der Amerikaner nicht warten. Einstweilen hätten die Deutschen somit 
freie Hand, starke Kräfte nach Italien, dem Balkan oder der Türkei zu 
werfen. Dementsprechend seien die britischen Kräfte zu verteilen; wün¬ 
schenswert sei ein Vorstoß nach dem nördlichen Persien, um den Deutschen 
den Weg nach Indien zu sperren. 1919 sollten dann alle Kräfte in Frank- 
reich zusammengefaßt werden. 
Diese Denkschrift reichte General Wilson am 25. Juli, also noch bevor 
die Deutschen den Rückzug von der Marne ausgeführt hatten, dem Premier- 
minister ein. Sie ist bemerkenswert, weil sie zeigt, wie ernst man doch 
an maßgebenden Stellen immer noch die Lage in Frankreich beurteilte. 
Aus die weiteren Entschließungen der militärischen Führer blieb sie ohne 
Einfluß. 
Unterdessen hatte General Foch am 24. Juli die Oberbefehlshaber 
der französischen, britischen und amerikanischen Truppen zu 
einer Besprechung in sein Hauptquartier gebeten. Die Lage wurde in 
einer Ausarbeitung seiner Nachrichten-Abteilung jetzt wie folgt beurteilt: 
Die Deutschen hätten in den Kämpfen seit dem 17. Juli rund ein Drittel 
ihrer Reserven verbraucht; damals hätten noch 62Divisionen hinter der 
Front gestanden, jetzt ständen nur noch 42 dort, davon etwa 29 bei der 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Trotzdem sei eine Wiederaufnahme 
der deutschen Offensive in Flandern nicht zu erwarten, da die Reserven 
von dort allmählich weggezogen würden. Dazu kämen Ersatzschwierig¬ 
keiten. Die Lage der Verbündeten aber habe sich gebessert, denn sie hätten 
jetzt 55 Divisionen in Reserve (25 französische, davon allerdings nur 10 
frisch; 18 britische; 2 belgische; 10 amerikanische, davon 5 noch ohne Ar- 
tillerie), dazu etwa 9 Kavallerie-Divisionen (5—6 französische, 3 britische, 
1 belgische). Die Stimmung der französischen Truppen sei nach den Er- 
folgen bei Reims und Soissons gut; die britischen und belgischen hätten 
zwei Monate Rühe gehabt, und die amerikanischen wüchsen rasch an Zahl; 
die Aufstellung von zwei amerikanischen Armeen (1. mit 6Divisionen an 
der Marne, 2. mit 4 Divisionen in Lothringen) sei eingeleitet. 
General Foch hatte sich das Ziel gesetzt, durch weitere Angriffe zu- 
nächst einige besonders wichtige Gebiete vom Feinde zu befreien und 
gleichzeitig das deutsche Heer durch ununterbrochene Schläge zu zermürben. 
Den Endsieg erwartete er erst 1919. Er verlas bei der Besprechung eine 
Denkschrift folgenden Inhalts:
	        
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