Volltext: [Der Weltkrieg 1914 bis 1918 / Die militärischen Operationen zu Lande ] ; Der Weltkrieg 1914 bis 1918. Die militärischen Operationen zu Lande. 14,1 Die Kriegführung an der Westfront im Jahre 1918 : [Hauptbd.] (14,1 1944)

Plan einer „Friedensoffensive" durch Propaganda. 
Sil 
Juni die Lage sichtlich. Am IS. gab der Kanzler der Denkschrift des Obersten 
von Haeften Folge, indem er ihm die Leitung der Friedensoffensive über- "g„«. 
trug. Dieser hatte mit den Vorbereitungen gerade begonnen, als sie durch 
die Reichstagsrede des Staatssekretärs von Kühlmann am 24. Juni eine 
jähe Unterbrechung erlitten. In Anlehnung an Gedanken des Haeften- 
schen Vorschlages wie auch an eine Rede, die General Smuts als Mitglied 
des britischen Kriegskabinetts am IS. Mai in Glasgow gehalten hakte, 
erklärte der Staatssekretär, ohne gegenseitigen Meinungsaustausch werde 
bei der ungeheuren Größe dieses Koalitionskrieges „durch rein militärische 
Entscheidung allein ohne alle diplomatischen Verhandlungen ein absolutes 
Ende kaum erwartet werden können". Damit waren Gedanken, die von 
nicht amtlichen Stellen in die Öffentlichkeit gebracht werden sollten, statt 
dessen vom Leiter des Auswärtigen Amtes selber in öffentlicher Rede 
ausgesprochen worden. 
Generalfeldmarschall von Hindenburg und General Ludendorfs 
waren aufs äußerste betroffen; denn die Ausführungen des Staatssekretärs 
offenbarten den Gegnern, den Bundesgenossen, dem eigenen Volke und 
Heere die Schwäche der deutschen militärischen Lage. Am 25.Juni wurde 
dem Reichskanzler telegraphisch mitgeteilt, die Rede habe niederschmetternd 
auf das Heer gewirkt. Oberst von Haeften hatte sich jeder weiteren Mit- 
arbeit bei der Friedensoffensive zu enthalten. Damit setzte die Oberste 
Heeresleitung sich scharf von der Kundgebung des Staatssekretärs ab, zu 
dem sie schon bei den Friedensverhandlungen mit Rußland wie mit Ru¬ 
mänien in zeitweise scharfem Gegensatz gestanden hatte. Sein weiteres 
Verbleiben im Amt war auch nach Ansicht des Kaisers unmöglich geworden. 
In einer Aussprache mit dem Reichskanzler, der seit Ende Juni für längere 
Zeit in Spa weilte, erklärte der Generalfeldmarschall am 8. Juli ab¬ 
schließend: „Die Oberste Heeresleitung kann mit diesem Staatssekretär 
nicht mehr arbeiten". Er wurde an demselben Tage durch den bisherigen 
Gesandten in Kristiania (= Oslo), Admiral von Hintze^), ersetzt. 
Unterdessen herrschte an der Westfront etwa seit dem 12.Juni ziem¬ 
liche Ruhe. 
Räch dem Mißerfolg in Italien war die Stimmung in der Donau¬ 
monarchie im Sinken. Osterreich, vor allem Wien, und selbst das öster¬ 
reichisch-ungarische Heer litten zudem bedenklich unter Verpflegungs- 
mangel. gm ungarischen Parlament wurde die Heeresleitung scharf an¬ 
gegriffen. 
i) Bis Mai 1914 Militärbevollmächtigter am Kaiserlich Russischen Hofe.
	        
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