Plan einer „Friedensoffensive" durch Propaganda.
Sil
Juni die Lage sichtlich. Am IS. gab der Kanzler der Denkschrift des Obersten
von Haeften Folge, indem er ihm die Leitung der Friedensoffensive über- "g„«.
trug. Dieser hatte mit den Vorbereitungen gerade begonnen, als sie durch
die Reichstagsrede des Staatssekretärs von Kühlmann am 24. Juni eine
jähe Unterbrechung erlitten. In Anlehnung an Gedanken des Haeften-
schen Vorschlages wie auch an eine Rede, die General Smuts als Mitglied
des britischen Kriegskabinetts am IS. Mai in Glasgow gehalten hakte,
erklärte der Staatssekretär, ohne gegenseitigen Meinungsaustausch werde
bei der ungeheuren Größe dieses Koalitionskrieges „durch rein militärische
Entscheidung allein ohne alle diplomatischen Verhandlungen ein absolutes
Ende kaum erwartet werden können". Damit waren Gedanken, die von
nicht amtlichen Stellen in die Öffentlichkeit gebracht werden sollten, statt
dessen vom Leiter des Auswärtigen Amtes selber in öffentlicher Rede
ausgesprochen worden.
Generalfeldmarschall von Hindenburg und General Ludendorfs
waren aufs äußerste betroffen; denn die Ausführungen des Staatssekretärs
offenbarten den Gegnern, den Bundesgenossen, dem eigenen Volke und
Heere die Schwäche der deutschen militärischen Lage. Am 25.Juni wurde
dem Reichskanzler telegraphisch mitgeteilt, die Rede habe niederschmetternd
auf das Heer gewirkt. Oberst von Haeften hatte sich jeder weiteren Mit-
arbeit bei der Friedensoffensive zu enthalten. Damit setzte die Oberste
Heeresleitung sich scharf von der Kundgebung des Staatssekretärs ab, zu
dem sie schon bei den Friedensverhandlungen mit Rußland wie mit Ru¬
mänien in zeitweise scharfem Gegensatz gestanden hatte. Sein weiteres
Verbleiben im Amt war auch nach Ansicht des Kaisers unmöglich geworden.
In einer Aussprache mit dem Reichskanzler, der seit Ende Juni für längere
Zeit in Spa weilte, erklärte der Generalfeldmarschall am 8. Juli ab¬
schließend: „Die Oberste Heeresleitung kann mit diesem Staatssekretär
nicht mehr arbeiten". Er wurde an demselben Tage durch den bisherigen
Gesandten in Kristiania (= Oslo), Admiral von Hintze^), ersetzt.
Unterdessen herrschte an der Westfront etwa seit dem 12.Juni ziem¬
liche Ruhe.
Räch dem Mißerfolg in Italien war die Stimmung in der Donau¬
monarchie im Sinken. Osterreich, vor allem Wien, und selbst das öster¬
reichisch-ungarische Heer litten zudem bedenklich unter Verpflegungs-
mangel. gm ungarischen Parlament wurde die Heeresleitung scharf an¬
gegriffen.
i) Bis Mai 1914 Militärbevollmächtigter am Kaiserlich Russischen Hofe.