Volltext: [Der Weltkrieg 1914 bis 1918 / Die militärischen Operationen zu Lande ] ; Der Weltkrieg 1914 bis 1918. Die militärischen Operationen zu Lande. 14,1 Die Kriegführung an der Westfront im Jahre 1918 : [Hauptbd.] (14,1 1944)

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Abergang der Initiative an den Feind. 
langen rückwärtigen Verbindungen; der im Abschub auf das nördliche 
Aisne-Ufer befindliche unverhältnismäßig umfangreiche Troß der zahl¬ 
reichen schwachen Divisionen bilde geradezu eine Gefahr. 
General von Loßberg setzte sich daher nochmals für die — wenn auch 
allmähliche — Zurücknahme des bis zur Marne vorspringenden Bogens 
ein. Aber noch stemmte sich General Ludendorff unter Hinweis auf die 
herankommenden Kräfte mit aller Entschiedenheit gegen solchen Gedanken. 
Der 22. Juli verlief bei den Gruppen Staads, Watter und Etzel wesentlich 
ruhiger als die vorhergehenden Tage. Dagegen ergaben sich weiter südlich, 
vor allem bei der Gruppe Winckler, durch feindlichen Angriff erhebliche 
Geländeverluste. Der Angriff der Gruppe Borne verzögerte sich abermals. 
Im Laufe dieses Tages rang sich General Ludendorfs, durch die 
Ereignisse seelisch tief erschüttert, zu dem schweren Entschluß durch, wenig- 
stens die Front an der Marne auszugeben ^). Am Nachmittag trug der 
Generalfeldmarschall dem Kaiser darüber vor; er begründete die 
Maßnahme mit der Notwendigkeit des Sparens mit Truppen und ihrer 
Netablierung^). 
Für das Absetzen von der Marne nahm aber General Ludendorfs 
nicht die Aisne/Vesle-Linie in Aussicht, sondern die Linie des oberen 
Ourcq und weiter von Fvre-en Tardenois ostwärts zum rechten Flügel der 
1. Armee bei Marfaux (13 km südwestl. von Reims, an der Ardre), und 
auch für dieses Ausweichen sollten zunächst nur Vorbereitungen getroffen 
werden. Lediglich die Mitte der 7. Armee durste bereits in der Nacht 
zum 24. Juli zu weiterer Verkürzung der Front in eine „Zwischen- 
stellung" zurückgehen, die über Armentieres (am Ourcq) zum rechten 
Marne-Ufer bei Dormans verlaufen sollte. Auch sollte für die weiteren 
Abwehrkämpfe bei schwachen Gefechtsstärken auf ein Vorfeld verzichtet 
oder dieses entsprechend kleiner gehalten werden dürfen. Generaloberst 
vonBoehn befahl daher, künftig nur noch eine Linie festzulegen, die 
„jeder als diejenige kennt, um die aufs äußerste gekämpft werden muß". 
Hierzu liegen Auszüge aus Auszeichnungen vor, die Obst, von Mertz am 22. Juli 
1918 gemacht bat; in ihnen heißt es: „Rachmittags 5Uhr. War eben bei Exzellenz. Er teilte 
mir den Entschluß mit, von der Marne zurückzugehen, und schilderte mir die militärische 
Notwendigkeit. Exzellenz sehr ernst gestimmt. Wir sprachen lange und ernst. Ich war 
wirklich innerlich ganz ergriffen. Exzellenz verabschiedete mich mit den Worten: .Der gute 
Gott wird uns hoffentlich nicht verlassen'". 
2) Ebenda heißt es weiter: „Seine Majestät heute nachmittag hier. Generalfeld- 
Marschall hat sehr schön mit ihm gesprochen und erinnerte ihn an die Lagen, die Friedrich 
der Große durchzumachen hatte und doch siegte". — Ähnlich zeichnete auch Gen. Ob. 
von Plessen an diesem Tage auf: „Der Feldmarschall tmg diese Erwägungen klar und 
bestimmt in beruhigender Weise selbst vorzüglich vor".
	        
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