Volltext: [Der Weltkrieg 1914 bis 1918 / Die militärischen Operationen zu Lande ] ; Der Weltkrieg 1914 bis 1918. Die militärischen Operationen zu Lande. 14,1 Die Kriegführung an der Westfront im Jahre 1918 : [Hauptbd.] (14,1 1944)

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Übergang der Initiative an den Feind. 
ts.go«. eine Katastrophe eintreten. Generaloberst von Boehn wollte die Wider¬ 
standskraft der Front daher durch allmähliche Verengung des Bogens er¬ 
höhen und den Gegner dabei durch stasselweises Ausweichen immer wieder 
zu neuem Aufmarsch und Zeitverlust nötigen. Bei der Gruppe Watter, 
gegen die unmittelbar südlich von Soissons der Hauptdruck des Feindes 
gerichtet war, war dies allerdings nicht durchführbar, da dort jeder Boden¬ 
gewinn den Gegner den nach rückwärts führenden Bahnen (Soissons—Laon 
und Aisne-Tal-Bahn) näher brachte. Da das südliche Marne-Ufer plan¬ 
mäßig in der kommenden Nacht geräumt werden sollte, konnte aber der 
Südflügel der Abwehrfront unbedenklich etwas zurückgenommen werden. 
Angesichts der bedrohlichen Lage bei der Gruppe Winckler befahl daher 
Generaloberst von Boehn mittags das Ausweichen der Gruppen Schoeler 
und Kathen in die Linie Wald 211 (nordöstl. von Bonnes)—Brasles (östl. 
von Chateau-Thierry) für die Nacht zum 20. Juli. General Ludendorff 
war mit dieser Maßnahme einverstanden, sofern sich die Lage bei der Gruppe 
Winckler nicht wieder festige. Da das der Fall war, unterblieb das Aus- 
weichen, doch wurde wegen des tiefen Einbruchs bei der Gruppe Watter die 
vorspringende Front der Gruppen Winckler und Schoeler in die allge- 
meine Linie Billy—Höhen östlich von Courchamps' zurückgenommen, 
in welche die Truppen ohnehin schon an mehreren Stellen ausgewichen 
waren. 
Für die etwa notwendig werdende Zurücknahme der gesamten Front 
der 7. Armee hatte die Heeresgruppe um 4° nachmittags die Erkun- 
dung rückwärtiger Stellungen angeordnet, zugleich aber befohlen, daß 
jedes freiwillige Räumen von Stellungsteilen nach wie vor ihrer Ge- 
nehmigung bedürfe; die augenblicklichen vordersten Stellungen seien zu 
halten. 
Das entsprach durchaus der Auffassung der Obersten Heeres- 
leitung. Angesichts der ernsten Lage bei der 9. Armee^) wollte General- 
feldmarschall von Hindenburg keine Truppen mehr in den sich bildenden 
Sack hineinschieben, sondern unter Einsatz aller verfügbaren Kräfte, ein- 
schließlich der in Flandern frei zu machenden, „den feindlichen Einbruch von 
Norden her über die Aisne bei Soissons flankierend fassen, um den Gegner 
dadurch zu zermalmen"^. General Ludendorff lehnte diesen Gedanken 
aber als zur Zeit unausführbar entschieden ab, vor allem wohl, da der 
1) Obst, von Mertz zeichnete schon am 13. Juli 1913 auf: Die 9. Armee schien „ziem- 
Uch zu verzweifeln". 
2) Gen. Feldm. von Hindenburg: „Aus meinem Leben", <3.349f., sowie Aufzeichnung 
des Obst, von Mertz vom 19. Fuli 1918 nebst späteren Ergänzungen; danach ist der Gen.- 
Feldm. auf diesen Plan abends nochmals zurückgekommen.
	        
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