Volltext: [Der Weltkrieg 1914 bis 1918 / Die militärischen Operationen zu Lande ] ; Der Weltkrieg 1914 bis 1918. Die militärischen Operationen zu Lande. 14,1 Die Kriegführung an der Westfront im Jahre 1918 : [Hauptbd.] (14,1 1944)

Marneschutz/Reims-Angriff. Betrachtungen. 
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verloren, dazu 290 Geschütze, die allerdings deutscherseits wohl nicht ge¬ 
borgen werden konnten^). 
Die französische Führung konnte mit ihrem Abwehrerfolg zufrieden 
sein. Das Ausweichversahren hatte sich bewährt. Allerdings war seine An- 
Wendung nur dadurch in vollem Maße möglich geworden, daß man über 
Umfang und Zeit des deutschen Angriffs ungewöhnlich gut unterrichtet war. 
Die Hergänge des 15. und IS. Juli waren, wie schon gesagt, der erste 
ausgesprochene Fehlschlag in der langen Reihe deutscher Angriffe, die seit 
dem 21.März den Feind in Atem gehalten hatten. Große taktische Erfolge, 
aber auch ernste Verluste hatten bis dahin den Weg gekennzeichnet. Der 
erwartete und dringend ersehnte Endsieg war aber trotz opferwilligen Ein- 
satzes und größter Anspannung jedes Einzelnen ausgeblieben; man ver¬ 
mochte kaum noch an ihn zu glauben. Soldatisches Pflichtgefühl und durch 
vier Jahre gehärtete Waffenbrüderschaft hatten die schließlich abgehetzten und 
ermüdeten, dabei mangelhaft ernährten Truppen — besonders die allzuoft 
erprobten Angriffsdivisionen — mit immer gleicher Treue und eisernem 
Willen in jeden neuen Kampf gehen lassen. Ihre Reihen hatten sich ge¬ 
lichtet, gerade die Besten waren meist geblieben. Was dafür an Ersatz 
eintraf, genügte weder zahlenmäßig noch seelisch und körperlich den zu 
stellenden gewaltigen Anforderungen. Dazu kam die Minderung der kör¬ 
perlichen und kämpferischen Kraft vieler Männer durch die Grippe. Trotz 
alledem hat der Marneschutz/Reims-Angriff namentlich bei der 7. Armee 
mit einem ansehnlichen Waffenersolg begonnen. Vorbildlich unterstützt 
durch ihre Artillerie, sind aus der ganzen Breite des Angriffsfeldes Infanterie 
und Pioniere wie in ihren besten Zeiten zur befohlenen Minute vorwärts 
gestürmt. Sie haben fast überall mehrere Kilometer Gelände gewonnen, 
obwohl es nicht gelungen war, das feindliche Artilleriefeuer auszuschalten 
und daher fühlbare Verluste eintraten. Besonders hervorstechend ist die Lei¬ 
stung jener Divisionen, die im Angesicht des Feindes den breiten Marne-Fluß 
überschritten. Erst als die Angreifer auf neuen, von der Artillerie nicht mehr 
wirksam zu fassenden Widerstand stießen, fand ihr Vorgehen ein Ende. 
So hat sich der deutsche Soldat aller Waffengattungen und aller deut- 
schen Gaue am 15. Juli noch einmal in seiner ganzen heldischen Größe ge- 
zeigt. Er hat einen beachtenswerten Waffenerfolg errungen, wenn er 
auch das gesteckte Ziel nicht erreichte. Es war der letzte große Angriff des 
deutschen kaiserlichen Heeres gewesen. 
i) Deutsche Angaben über Beute fehlen. Die Franzosen gewannen später 181 ver¬ 
lorene Geschütze wieder zurück, die aber wohl größtenteils von der deutschen Chemin des 
Dames-Offensive stammten. 
Weltkrieg. XIV. Band.
	        
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