Volltext: [Der Weltkrieg 1914 bis 1918 / Die militärischen Operationen zu Lande ] ; Der Weltkrieg 1914 bis 1918. Die militärischen Operationen zu Lande. 14,1 Die Kriegführung an der Westfront im Jahre 1918 : [Hauptbd.] (14,1 1944)

Operative Erwägungen der Entente. 
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waren. Man nahm an, daß das deutsche Westheer neben der Stellungs¬ 
besatzung am I. Februar etwa 65 Divisionen und 900 schwere Batterien, 
am 1. März etwa 80 Divisionen und 1000 schwere Batterien und am 
I. Mai 110 Divisionen und 1150 schwere Batterien für eine Offensive 
versammelt haben könne. Aber die beabsichtigte Stoßrichtung waren keine 
einigermaßen klaren Nachrichten zu erlangen gewesen. General Potain 
hielt Angriff in der Champagne und in Lothringen, vielleicht auch in 
Flandern, für möglich; daneben kam der Abschnitt St. Quentin—Cambrai 
in Betracht, wodurch mittelbar auch Paris gefährdet wurde. Einen Um- 
fassungsangriff durch das Elsaß oder die Schweiz hielt er nicht mehr 
für wahrscheinlich. Ansang Januar erfuhr man, daß beiderseits von 
St. Quentin eine neue deutsche Armee, die iL., eingeschoben würde, deren 
Führer, General von Hutier, als Spezialist für Überraschungsangriffe galt. 
Aber die Art, wie der künftigen deutschen Offensive zu be- 
gegnen sei, urteilte der Chef des französischen Generalstabes, General 
Foch, am I. Januar 1918: Er halte im Westen wie in Italien zunächst 
aktive Verteidigung für angebracht, also Ausnutzung günstiger Gelegen¬ 
heiten zu örtlichen Angriffsstößen. Greife der Gegner nicht an, so wären 
Offensiven mit beschränkten Zielen durchzuführen. Sollte er etwa eine 
Abnutzungsschlacht wie bei Berdun versuchen, so gebe es nur ein Mittel: 
Angriff an anderer Stelle der Front; dieser Angriff müsse von Franzosen 
und Engländern gemeinsam geführt werden. Die Zusammenarbeit beider 
Heere vorzubereiten, sei Aufgabe des Obersten Kriegsrates. Letzterer Ge- 
danke stieß aber bei General Wilson als Vertreter Englands auf Wider- 
stand; gemeinsamen Oberbefehl lehnte er ab. Nach mehrfachen Verhand- 
lungen legten die militärischen Sachverständigen des Obersten Kriegsrates 
am 21. Januar ein gemeinsames Gutachten vor, dessen Grundlage ein 
Vorschlag des Generals Wilson war. Sie erklärten, daß die Front in 
Frankreich und Italien für 1918 als gesichert anzusehen sei, sofern die Stärke 
der eingesetzten Truppen die gleiche bliebe wie bisher, das italienische Heer 
reorganisiert würde und monatlich zwei Divisionen aus Amerika einträfen. 
Erst für das Jahr 1919 sei eine günstigere Gestaltung des Kräfteverhält- 
nisses zu erwarten. Im laufenden Jahre solle daher lediglich ein entscheiden- 
der Schlag gegen die erschöpfte Türkei geführt werden, um aus diesem 
Wege mit den noch Widerstand leistenden Kräften Rumäniens und Ruß- 
lands in Verbindung zu kommen. Der Gesamtvorschlag des französischen 
Generalstabschefs, dem sich die Sachverständigen, soweit er die Westfront 
betraf, anschlössen, wurde dem Gutachten als Anlage beigefügt. Der Ver- 
treter Frankreichs, General Weygand, aber stellte in einem am gleichen 
Tage an den Ministerpräsidenten als Vorsitzenden des Obersten Kriegs-
	        
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