Weiterentwicklung der Lage an der Westfront.
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beiderseitige Kräfteverhältnis für die Franzosen nicht günstig. Hier standen
nach der von der Abteilung „Fremde Heere" geführten Karte, einschließlich
des vom Angriff zunächst nicht berührten Bogens um Reims, nur 14 Divi¬
sionen (davon 2 italienische) in der Front, neun weitere (davon 1 amerika¬
nische) in Reserve^).
Z. Vorbereitungen für die Zeit nach dem Marneschuy/Reims-
und Hägen-Angriff.
Wenngleich General Ludendorffbeider Besprechung mit General von s. gu„,.
Kühl am S. Juni in Avesnes erklärt hatte, der Hägen-Angriff müsse die Ent-
scheidung bringen 2), so beschäftigte ihn doch die Sorge, daß es auch anders
kommen könne. Bei der Obersten Heeresleitung wurde die Frage geprüft,
was weiter geschehen solle, falls die Angriffe beiderseits von Reims und in
Flandern zwar taktische Erfolge, aber nicht die Entscheidung bringen würden^).
Am 22. Juni wurden alle vier Heeresgruppen darauf hingewiesen, 22. gm,,,
daß nach Abschluß der beiden genannten Angriffe weitere Angriffe an
anderen Stellen der Westfront in Frage kämen. „Es läßt sich noch
nicht übersehen", — so hieß es in einem Schreiben an die Heeresgruppen
Gallwitz und Herzog Albrecht — „in welchem Grade die Verteidigungs-
kraft unserer Gegner nach günstigem Verlauf der beabsichtigten Angriffs-
Handlungen bei den Heeresgruppen Deutscher Kronprinz und Kronprinz
Rupprecht gelitten haben wird. Wir müssen uns daraus einrichten, auch
an anderen Teilen der Front zum Angriff überzugehen". Bei der Heeres-
gruppe Gallwitz käme in erster Linie die Westfront der Armee-Abteilung C,
bei der Heeresgruppe Herzog Albrecht die Strecke zwischen Rhein/Marne-
Kanal und Senones in Betracht; den Heeresgruppen Deutscher Kronprinz
und Kronprinz Rupprecht wurde mitgeteilt, daßein Angriff zwischen Somme
und Marne in breiter Front mit allen verfügbaren Kräften in der Richtung
aus Amiens und Paris zu führen sein würde. Die Vorbereitungen — in erster
Linie Erkundung, Vermessen und Versteinert von Artilleriestellungen —
sollten bei allen vier Heeresgruppen unbeschadet der weiteren Ausgestal-
tung der Abwehr, sogleich mit den vorhandenen Kräften und Mitteln, je-
doch unter möglichster Schonung der Truppen selbst, in Angriff genommen
Tatsächliche Stärke des Gegners an diesem Frontabschnitt Beil. Zöi.
2)S. 415. — Gen. v. Kühl bezweifelte, daß Hagen die Entscheidung bringen könne,
und schrieb tags darauf in sein Tagebuch: „Wie sich die Oberste Heeresleitung das Ende
des Krieges und die Entscheidung denkt, konnte ich nicht ermitteln. Denn Hagen wird wohl
der letzte Angriff in diesem Fahre sein. Dann wird Schluß sein. Eine endgültige Entschei¬
dung kann er aber auch nicht bringen".
3) Vgl. auch ©.513, Anm. 4.