Rohstoffknappheit.
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sie nach Menge und Güte die Gegner sich leisten konnten, war aber in
keiner Weise zu denken, obgleich z. B. dem Treibstoff für Kraftfahrzeuge,
um die Vorräte zu strecken, bereits bis zu drei Viertel Sprit beigemischt
wurde. Der Gesamtverbrauch von reichlich 13000 Tonnen im Monat
wurde in erster Linie durch die Benzinzufuhr aus Rumänien gedeckt, die
bis März 1913 auf fast 12000 Tonnen stieg und für die Fliegerei schlechthin
entscheidend war. Die Lieferungen aus Galizien und das in Deutschland
selber gewonnene Benzin spielten nur eine geringe Rolle. Ebenso knapp
wie die Treibstoffe waren auch die Schmieröle aller Art.
Schlecht bestellt war es mit Gummi. Bei einem Friedensverbrauch
von monatlich 1200 Tonnen und einem Vorrat von nur 2800 Tonnen bei
Kriegsbeginn spielten schon die 120 Tonnen, die im Februar 1918 der
Hilfskreuzer Wolf als Beute mitbrachte^), eine gewichtige Rolle. Im
übrigen behalf man sich mit Regenerierung und mit Kunstgummi (Methyl-
kautschuk), dessen Herstellung sich zwar noch in den ersten Anfängen der
Entwicklung befand, aber von 34 Tonnen im Monat August 1917 auf
84 Tonnen im Monat März 1918 stieg. Dem größten Teil der Lastkraft¬
wagen hatte man jedoch als Notbehelf eine federnde Eisenbereifung geben
müssen^).
Der Bedarf an Eisen konnte, unterstützt durch Lieferungen aus
Schweden, im wesentlichen gedeckt werden. Manche zur Stahlerzeugung
notwendigen Zusatzstoffe aber fehlten und mutzten, wie auch viele Bunt-
metalle, irgendwie ersetzt werden. So war an die Stelle von Kupfer und
Messing in großem Umfange Aluminium getreten. Eine Notlage von ent¬
scheidender Bedeutung bestand aber aus keinem dieser Gebiete.
Kohle war an sich in völlig ausreichender Menge vorhanden, doch
traten in der Förderung durch Arbeitermangel, seit 1917 auch durch Streiks
und Sabotage mancherlei Störungen ein, ebenso in der Belieferung durch
die Transportlage, denn bei der Eisenbahn reichten Gleisanlagen wie
rollendes Material nicht mehr aus und waren in dreieinhalb Kriegsjahren
auch arg heruntergewirtschaftet. Von der Belieferung mit Kohle aber
hingen Gewinnung und Verarbeitung fast aller übrigen Rohstoffe, kurz die
gesamte Rüstungsindustrie ab.
Alles in allem reichten die Rohstoffe gerade aus, um bei sparsamster ■
Wirtschaft den dringendsten Bedarf zu decken. Andererseits war aber auch
die Zahl der Arbeitskräfte wie der vorhandenen Bearbeitungsstätten be¬
grenzt, so daß mehr Rohstoffe, als zur Verfügung standen, schon kaum
noch hätten verarbeitet werden können. Es handelte sich also vor allem
x) Bd. XIII, S. 450.
2) Vgl. 6.36.