Verpflegungsschwierigkeiten.
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wesentliche Aufbesserung noch über die ihnen schon als Schwer- und
Schwerstarbeiter gewährte Zulage hinaus. Die an sich zu begrüßende Be-
triebsfürsorge wurde durch ihren Massen-Mehrverbrauch an bewirtschafte-
ten Nahrungsmitteln mit der Zeit zu einer schweren Gefahr für die allge¬
meine Lebensmittelbewirtschastung.
Anter dem Rückgang der landwirtschaftlichen Erzeugung litt auch der
Nachschub für das Heer. Beim Schlachtvieh war meist der Fettgehalt
recht gering, der Knochenanteil sehr groß. Am schwierigsten gestalteten
sich die Verhältnisse beim Futtergetreide. Fast von Beginn des Krieges
an hatte die Haferbeschaffung für das Feldheer immer wieder die größten
Sorgen bereitet. Infolge der äußerst geringen Haferernte des Jahres 1917,
die in weiten Gebieten Ostdeutschlands geradezu eine Mißernte war,
konnten nicht nur die landwirtschaftlichen und gewerblichen Arbeitstiere,
sondern auch die Pferde an der Front schon im Herbst keine ausreichenden
Kraftfuttergaben mehr erhalten. Die Haferlieferungen blieben trotz Preis-
erhöhungen und aller anderen zu ihrer Steigerung angewendeten Mittel
so sehr hinter dem Bedarf zurück, daß es nur durch äußerste Sparsamkeit
möglich war, eine Katastrophe zu vermeiden.
So litten Heimat und Front gleichermaßen unter der Not, und, wenn
man auch alle sich auftürmenden Schwierigkeiten immer wieder überwand,
so bestand doch keine Hoffnung aus dauernde Erleichterung. Die mit der
Nahrungsmittelknappheit verbundenen Entbehrungen bildeten einen gün-
stigen Nährboden für soziale und politische Mißstimmung, die sich in
größerem Umfang Anfang 1913 hervorwagte, indem in verschiedenen
Städten die Arbeiterschaft durch die schon geschilderten Streiks sich der not-
wendig gewordenen Herabsetzung ihrer Lebensmittelportionen zu wider-
setzen versuchte, obgleich diese an sich schon erheblich größer waren als die
der übrigen städtischen Bevölkerung.
Auf der anderen Seite wurde die Lebensmittelerzeugung durch zu¬
nehmende Erschwerung der landwirtschaftlichen Betriebsführung beein¬
trächtigt. Mangel an Arbeitskräften, Gespanntieren, Düngemitteln, Saat-
gut und sonstigen Betriebsmitteln verminderte die Erträge. Schwere
Überlastung der Frauen, Kinder und alten Leute sowie Verärgerung über
die aus der Zwangswirtschaft sich ergebenden Lasten untergruben die
Arbeitslust und Opferfreudigkeit der landwirtschaftlichen Bevölkerung. Zu
diesen die zukünftige Ernte bedrohenden Hemmungen trat als besonders
bedenkliche Gefährdung der späteren Lebensmittelversorgung die Ver-
ringerung der Viehbestände, die hauptsächlich eine Folge der Futter-
not war. So wurden die Schweine, die im Herbst 1917 schon aus die
Hälfte ihres Friedensbestandes zurückgegangen waren, im Winter 1917/18