Der Aufmarsch. Der Gegner.
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vier Iahren ununterbrochener Kämpfe und bei knapper Verpflegung sagen
kann, vollkampfkräftig und frisch; angriffsfreudig waren sie durchweg.
Auf englischer Seite waren die deutschen Angriffsvorbereitungen
nördlich des La Bassse-Kanals schon seit langem erkannt worden; man
nahm an, daß sie mit solchen südlich des Kanals im Zusammenhang stünden.
Jeder Geländeverlust aber zwischen Arras und dem Meere gefährdete die
für Frankreich lebenswichtigen Kohlengruben um Bvthune und die eng¬
lischen Versorgungshäfen am Kanal. Als sich in den ersten Apriltagen die
Anzeichen eines bevorstehenden Angriffs mehrten, wies Feldmarschall
Haig seine 3. und 1. Armee aus entsprechende Abwehrmaßnahmen hin.
Einstweilen muhte er aber noch zur Nährung der im Somme-Gebiet
tobenden Schlacht die kampfkräftigen Divisionen der Flandern-Front gegen
abgekämpfte und nur notdürftig wiederaufgefüllte austauschen.
Vom 6. April ab verdichteten sich die Nachrichten über deutsche
Truppenanhäufungen nördlich von La Bassee, vor allem gegen den vom
portugiesischen Korps besetzten Abschnitt. Dieser Verband, zwei schwache
Divisionen, davon jeweils eine in der Front, hatte einen bisher besonders
ruhigen, dafür aber auch sehr breiten Abschnitt zu verteidigen. Das
Korps wurde seit Anfang April derart gegliedert, daß die vorn eingesetzte
2. Division schließlich 17000 Mann Gefechtsstärke hatte, die 1. dafür so gut
wie ausgelöst war. Die britische Führung hegte aber doch noch Zweifel,
ob die portugiesischen Truppen einem Großangriff gewachsen sein würden,
und wollte sie in der Nacht zum 10. April durch englische Truppen ablösen.
Inzwischen wurde aber bereits in der Nacht zum 8. April die Artillerie
südlich von La Bassse wie auch die Gegend von Armentieres deutscherseits
vergast. Am 8. April stellten Flieger weitere Angriffsvorbereitungen fest.
Aussagen Gefangener bestätigten die Ankunft deutscher Verstärkungen.
Der Oberbefehlshaber der vom La Bassee-Kanal bis nördlich von Armen-
tisres stehenden britischen 1. Armee, General Hörne, rechnete mit Angriff
am 9. April. Ihn abzuwehren, standen am Morgen dieses Tages vier Divi¬
sionen in der Front, davon nur am rechten Flügel eine wirklich kampf¬
kräftige, dann folgten in neun Kilometern Breite die Portugiesen und
weiterhin wieder zwei englische Divisionen; hinter der Front waren zwei
Divisionen eingreifbereit. An die 1. Armee schloß nach links die 2. Armee
unter General Plumer an, von der im Angriffsraum bis östlich von Holle-
beke aus etwa zwölf Kilometer Breite 22/3 Divisionen des IX. Korps in
der Front standen, im ganzen etwa eine Division eingreifbereit dahinter^).
*) Gliederung der brit. 1. und 2. Armee am 9. April morgens Beil. 38 g.