Fortgang der Kämpfe. 17. und 2. Armee.
221
Die Kämpfe der 2. Armee.
Im Armeebefehl für den 28. März hatte General von der Mar-
witz bestimmt, daß der rechte Flügel (XXXIX. Reservekorps) zusammen
mit dem linken der 17. Armee den Durchbruch durch die feindliche Front
erzwingen und das XIII. Armeekorps mit vorreißen solle; auch das XXIII.
Reservekorps sollte sich am Angriff beteiligen. Aber schon in der Nacht
stellte sich heraus, daß der Nachschub nicht imstande war, den großen Mu¬
nitionsverbrauch der letzten Tage^) rechtzeitig zu ersetzen; das Oberkom¬
mando mußte vor jedem nicht unbedingt nötigen Schießen warnen und
den Angriff der drei nördlichen Korps zunächst verschieben.'
Unterdessen hatte General Ludendorff Verlegung des Schwer¬
punktes auf das linke Somme-Ufer und Vorstoß des -XIV. Armeekorps
südlich des Flusses nach Westen angeordnet^), zugleich aber vor Frontal-
angriffen gewarnt; es müsse mehr „operiert" werden, die Korps müßten
sich wechselseitig vorwärts Helsen.
Daraufhin befahl General von der Marwitz um 910 vormittags: „Das
weitere Vorgehen wird operativ gelöst. XXXIX. Reserve- und XIII. Ar-
meekorps greifen vorläufig nicht an", doch bleibe ihnen überlassen, kleinere
örtliche Vorteile auszunutzen. Auch das XXIII. Reservekorps sollte frontal
nicht angreifen, sondern sich „durch weitere Streckung nach Westen in den
Winkel zwischen Ancre und Somme und Feuereinwirkung gegen die
Straße Albert—Amiens günstigere Angriffsaussichten für das Überschreiten
der Ancre" schaffen. Das XIV. Armeekorps sollte das 51. Korps durch
Artillerie flankierend unterstützen und dessen Gegner, bei Chipilly und
westlich über die Somme gehend, in Flanke und Rücken fassen. Dem-
entsprechend hatte das 51. Korps den Feind zu „beschäftigen" und ihm
„bei rückwärtiger Bewegung scharf zu folgen, sobald sich die beiderseitige
Umfassung, und zwar vom XIV. Armeekorps aus der Richtung Villers-
Bretonneux und vom rechten Flügel der 13. Armee geltend macht, der
h^iderseits der Straße Roye—Amiens vorgeht". General von Kühl wies
bald daraus nochmals auf die Forderung des Generals Ludendorff hin,
nicht frontal anzugreifen, sondern zu operieren. Er erfuhr bei dieser Ge-
legenheit von den großen Schwierigkeiten des Munitionsnachschubs, den
erheblichen Verlusten der bisherigen Kämpfe bei Albert und der sehr un-
angenehmen feindlichen Fliegertätigkeit, auf die etwa die Hälfte aller
Verluste zurückzuführen sei.
1) Beim XIII. Korps am 24. März 27000, am 25. 6300, am 26. 14300, am 27. aber
41300 Schuß.
2) S. 215 f.