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Die Große Schlacht in Frankreich (Michael-Offensive).
27. W2rz. einander verbundenen Drahthindernissen bestand; zahlreiche Betonbauten
und Gräben schienen gut erhalten zu sein. Der Gegner konnte versuchen,
hier ernsteren Widerstand zu leisten.
Die am Abend des 26. März einlaufenden Nachrichten hatten die
günstigen Meldungen über die Erfolge an der Ancre zwar dahin einge¬
schränkt, daß die Höhen des Westufers fast durchweg noch in Feindeshand
seien, hatten aber die zuversichtliche Grundauffassung der höheren Kom¬
mandostellen nicht zu beeinträchtigen vermocht. In der Abendmeldung der
2. Armee hieß es, daß die Widerstandskraft des am 25. März noch hart-
näckig kämpfenden Gegners auf der ganzen Front geringer gewesen sei. Das
langsame Vorwärtskommen an der Ancre wurde mit der Anwegsamkeit
des Trichtergeländes der Somme-Schlacht begründet, die das Nachführen
der Artillerie sehr verlangsamt habe; die Anforderungen an die Leistungs¬
fähigkeit von Mann und Pferd seien außerordentlich hoch gewesen; feind-
liehe Flieger hätten sich aber nur in geringem Maße betätigt. Auch General
von Kühl war, wie er der Obersten Heeresleitung gegenüber um II15
abends nochmals aussprach, der Ansicht, daß „wir durchkommen".
Unterdessen war beim Armee-Oberkommando der Befehl der Heeres-
gruppe für den Durchbruch der inneren Flügel der 17. und 2. Armee auf
Doullens—Amiens eingegangen^), und General von der Marwitz hatte
daraufhin für den 27. März „scharfe Verfolgung" des als geschlagen an-
genommenen Feindes, mit der Mitte der Armee auf Amiens, angeordnet:
„Wo der Gegner sich stellt, ist er anzugreifen und zu werfen". Das Armee-
Hauptquartier sollte von Le Cateau nach Tincourt, östlich von Psronne,
vorverlegt werden. Die Front der Armee hatte sich in den letzten drei
Tagen von 25auf fast 40 Kilometer gedehnt. An frischen Reserven konnte
aber nur mit zwei Divisionen gerechnet werden, von denen eine am
27. März um 9° vormittags Ruyaulcourt erreichen sollte, die andere nord-
westlich von Psronne stand. Im übrigen mußte die Armee auf eine ebenda
stehende abgekämpfte Division zurückgreifen und aus zwei wegen unzu-
reichender Kampfkraft bisher zum Straßenbau verwendete (16. und
9. bayer. Res. Div.), die erst am 29. März marschbereit sein konnten.
In der Nacht zum 27. März fanden Streifen des XXXIX. Reserve-
korps die englischen Gräben aus der Somme-Schlacht stark besetzt. Auch
wurde bekannt, daß tags zuvor die feindliche Artillerie bei Albert kräftig
ausgelebt wäre, als sie die deutschen Übergangsversuche erkannte; sie zeigte
sich auch am Vormittag des 27. März recht rege. General von Staabs
meldete, daß der gegenüberstehende Feind allem Anschein nach ziemlich
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