Volltext: Lemberg 1914

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142 Die Grimdpróbleme des Krieges. 
Infanterieangriffes waren gut, auch ihre Artillerievorbereitung war kräftig, 
schon durch die Überlegenheit an Geschützen und besonders durch einen 
geradezu unerhörten Aufwand an Munition in den Anfangsschlachten. 
Dann allerdings waren ihre Munitionsbestände zu Ende, leider haben sie 
diese Schlachten überdauert. Trotz ihrer mächtigen Artilleriewirkung haben 
die Russen die Konzentrierung des Artilleriefeuers auch nicht in ausreichen¬ 
dem Maße zur Anwendung gebracht. Der Gedanke daran war bei ihnen 
gleichfalls verblaßt. 
Abgesehen von dem großen inneren Gehalt unserer Truppen, waren 
unsere Divisionen auch beweglicher, und es hat gewiß nur an den äußeren 
Bedingungen gefehlt, wenn die Kämpfe in ihrem Endresultate für uns un¬ 
günstig waren. Einen Erfolg im frontalen Kampfe haben die Russen trotz 
ihrer Überlegenheit lediglich an einer einzigen Stelle zu erzielen vermocht, 
nämlich am 30. Aug. gegenüber unserer zermürbten, vorwiegend aus ruthe- 
nischer Mannschaft bestandenen 11. ID. Alle ihre anderen Erfolge hatten 
sie nur dem Umstände zuzuschreiben, daß unsere Truppen in Umfassungen 
gerieten. 
Mit Ende dieser ersten Kriegsperiode hörten alle Möglichkeiten zu 
Umfassungen auf und dies war begreiflich. Umfassungen bedeuten den billi¬ 
geren Sieg, wirkungsvoller, als es der Stoß jemals sein kann. Deswegen 
s-uchen sie alle, aber alle trachten auch, sich dagegen zu schützen. Wenn 
Umfassungen mehr wären als ein Ergebnis zufälliger Vorteile, wenn der 
Kampf auf diese Weise dauernd zur Entscheidung gebracht werden könnte, 
dann würde es nicht so viel Kopfzerbrechen, nicht ein so lebhaftes Suchen 
nach Hilfsmitteln auf dem Gebiete der Waffentechnik geben. 
Das große Gesetz des Lebens zwingt die Menschen in den Kampf, und 
Brust an Brust muß dieser ausgetragen werden. Für den gefallenen Kame¬ 
raden muß der Hintermann aus dem zweiten Gliede vortreten, dann 
kommt das dritte Glied daran, so ein Kämpfer nach dem anderen. Dort, 
wo das erste Treffen wankend wird, greift das zweite ein und immer wieder 
kommen neue Kräfte vor. So war es zu Landsknechtszeiten, so ist es heute 
und auch bei Tanks und Fliegergeschwadern wird es nicht anders sein. 
Krieg- und Schlachtenführung. 
(Dlb.) Das Streben nach Überlegenheit nimmt seinen natürlichen Ausgangs¬ 
punkt in der Anwendung der stärkeren Form und diese wird damit für 
alle anderen Probleme der Krieg- und Schlachtenführung maßgebend. Es 
hat sich in der kriegshistorischen Entwicklung niemals um etwas anderes 
gehandelt, als um eine Anpassung des grundlegenden Prinzips des Massen- 
stoßes an gewisse 2 eiter scheinungen, und letztere waren wieder abhängig 
von der allmählichen Zunahme der Streiterzahlen und dem technischen Ent¬ 
wicklungsstand, auf dem sich die Hilfsmittel des Krieges jeweils befanden. 
Die Anwendung der enggeschlossenen Kampfform zum frontalen Stoß 
war niemals eine freiwillige. Niemand, der den Feind an einem seiner 
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