Volltext: Lemberg 1914

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Die Gmndprobleme des Krieges. 
zeigt auch die Manöverbesprechung-1909: Auch heuer wurde immer wieder 
der schwere Fehler wahrgenommen, daß die Truppen noch außerhalb des 
wirksamen Geschützertrages sich zum Gefecht entwickeln. 
So war unsere Taktik von richtigen und unrichtigen Vorstellungen be¬ 
herrscht. 
Bei den Truppenübungen ließ iman in den letzten Jahren vor dem 
Kriege Frontalangriffe vielleicht öfter gelten als früher, eine überzeugende 
Kraft lag aber bei ihnen nicht. So blieb auch das Streben nach Umfassungen 
und die damit verbundene Eile in Gefechtsentwicklung und Angriff, und die 
Frage der Artillerieunterstützung wurde wenig beachtet. 
Überall, wo unsere Truppen das erstemal an den Feind trafen, haben 
sich dieselben Erscheinungen gezeigt: Große Frontiausdehnungen und, da¬ 
durch bedingt, ein Mangel an Einheitlichkeit im Kampf; ein zeitliches An¬ 
nehmen der Gefechtsformation; ein scharfes Losdrängen auf den Feind, ohne 
auch nur im geringsten auf die Mitwirkung der eigenen Artillerie Bedacht 
zu nehmen; ebenso auch gleiche Gesichtspunkte für das anfängliche Zurück¬ 
halten und spätere Einsetzen der Reserven. 
Diese charakteristischen Merkmale traten so gleichmäßig hervor, daß 
man wohl von einem einheitlichen Kampf verfahren sprechen kann. Um 
hierauf näher einzugehen, soll als Beispiel der Angriff unseres III. und 
XII.. Korps am 26. August im Räume südlich der Zloczówer Chaussee kurz 
besprochen werden. 
Der Frontraum von Lackie Wk. bis Potoczany beträgt 25 km Luftlinie, 
mit Einrechnung der Terrainunebenheiten 26 km. In diesem Räume haben 
vier Divisionen angegriffen mit annähernd folgenden Frontbreiten: 
6. ID. ca. 8 km, 22. LID. oa. 5 km, 16. ID. ca. 5 km, 35. ID. ca. 8 km. 
Die Frage der Frontausdehnung steht mit der Frage der Waffen¬ 
wirkung in engster Relation. Napoleon hat im Jahre 1806 vor Jena 
150.000 Mann auf 25 km Frontbreite aufgestellt und dachte sie im Kampfe 
noch wesentlich enger zusammenzuführen. Den Wunsch, breit zu sein, um 
den Feind leichter umfassen zu können, hatten napoleonische Armeen genau 
so wie die heutigen. Aber die Waffenwirkung war damals geringer. Vor 
hundert Jahren glaubte man, 10 Mann per Meter im Kampfe rechnen zu 
müssen, im Jahre 1914 begnügte man sich mit 1V2 bis 2, weil man bei der 
gesteigerten Feuerwirkung die Festigkeit in der Front für ausreichend hielt, 
bis die Entscheidung durch Umfassung zustande kam. 
Bei allen unseren Divisionen bestand der gleiche Wunsch, in der An¬ 
griffsentwicklung rascher zu sein als der Feind. Alle Divisionen marschierten 
in mehreren Kolonnen in den Kampf. 6. und 35. ID. in je drei, 22. und 
16. ID. in je zwei Kolonnen. Wäre eine unserer Kolonnen irgendwo auf 
einen Flügel des Feindes oder auf eine Lücke in seiner Front gestoßen, so 
hätte diese Art des Anmarsches sehr rasch große Vorteile gezeigt. Nachdem 
unsere Truppen aber überall auf Feind trafen und die einzige 35. ID., die 
vielleicht die Möglichkeit zu einer Umfassung gehabt hätte, erst nach¬
	        
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