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ten Bögen dieses Bildes, es ist der Sturm, es ist der
Krieg, der immer wieder war unter den Menschen, der
— vielleicht — immer wieder sein wird."
„Ja, wenn ich mir so das Gemälde vergegenwärtige: Du
kannst recht haben, diesen Eindruck gibt es. Ich verstehe
nicht viel von Kunst. Ich habe mir nur gedacht: So haben
wir nicht gestürmt, so haben unsre Leute nicht ausgesehen,
so waren auch di« Farben nicht, fast nur rot und grau."
„Es kommt in der Kunst nicht so sehr auf die äußere als
auf di« innere Treue an, auf das Wesentliche, auf das
Erlebnis. Für die äußer« Treue haben wir ja die Photo
graphie.
Aber jetzt erzähl einmal, wie es wirklich hergegangen ist."
„Ich kann dir nur einen Ausschnitt geben. Was ich selbst
erlebt habe. Im modernen Krieg weiß man ja nicht, was
hundert Meter rechts und links von einem geschieht.
Ich muß zuerst die Stimmung schildern: Endlose Märsche;
Tag und Nacht auf sandigen Straßen, in die man manch
mal bis zu den Knien einsank; Verpflegung unregelmäßig,
spärlich, weil die Feldküchen oft steckenblieben.
In der Morgendämmerung zieh« wir durch einen hohen
Wald. Ein Honved-Jnfanterift liegt neben dem Weg, der
erste Tote, den wir sehn. Generalabsolution durch den
Feldkurate» in einer Waldlichtung. Schnell auf den Knien
noch «ine Feldpostkarte nach Hause geschrieben. Miltags
rast. Di« Fahrküchen kommen. Alarm! Auf! Vorwärts!
Ein Verbandsplatz. Tragbahren. Verwundete mit ver
bundenen Köpfen und Armen. Weiter! Ein Bahndamm.
Dahinter dichter Wald. Wir lösen uns in Schwarm
linien auf. Es schwirrt, klatscht, knallt in den Bäumen
vor uns, zischt und pfeift über unser« Köpfe. Jnfanterie-
geschoffe. Kugelregen. Buchstäblich Kugelregen. Fortwäh
rendes Wundern, daß man nicht getroffen wird. Dann
noch Granaten und Schrapnells.