Volltext: Die Zweierschützen im Weltkrieg 1914 - 1918 5. Heft (5. Heft / 1956)

37 
283 
tiefe Gräben, die ständig morastig waren und bei 
Schlechtwetter gleich hoch mit Wasser voll standen und 
fast gar keine bombensicheren Unterstände waren das 
Merkmal dieser Stellungen. Bei allem schlechten war 
meist doch auch ein Körnchen Gutes vorhanden und hier 
war es der Wegfall der Splitterwirkung, ähnlich wie 
seinerzeit in Galizien. 
Wir ahnten damals noch nicht, daß wir diesmal am 
Karst zum letztenmal in Stellung gehen sollten! 
Verluste im September: 11 Tote, 62 Verwundete. 
Der Oktober war gekommen. Das Wetter dauernd 
naß und kalt. Unsere Mannschaft hatte noch die leichte 
Sommermontur und fror schon ganz erbärmlich. 
Vom Regimentskommando angeforderte Bauchbinden 
waren noch nicht gekommen und auch die zweite Decke 
fehlte. Hätte man doch ein bißchen von der unerträg 
lichen Sommerhitze aufsparen können! Besonders die 
Bora ließ uns bis in die Knochen hinein erschauern. 
Die Feuerüberfälle der Italiener mehrten sich. Auch 
drüben beim Feind schienen sie etwas von einem nahen 
den Ungewitter zu fühlen und schossen nervös auch weit 
in die Hinterräume der Front. 
Am Materialplatz erwischte es am 1. Oktober die 
Essenträger. In der Stellung gab es diese Nacht „Me 
nage mit Granatsplitter". 
Das XXX. Marschbataillon war in Tabor eingetrof 
fen, blieb aber vorläufig dort, um erst nach der Ablösung 
aufgeteilt zu werden. 
Ein Befehl der Division verbot Telephonleitungen 
von den Bataillonen zu den Kompagnien im Graben 
und mußten dieselben sofort abgetragen werden. Die 
Nähe der Feindstellungen hatte es ermöglicht, daß Ge 
spräche abgehorcht wurden. Das Mitnehmen von Skiz 
zen über Stellungen, Zahlen über Stände, Briefen mit 
Feldpostnummer und überhaupt jeder schriftlichen Auf 
zeichnung, die Anhaltspunkte zur Ermittlung des Trup 
penkörpers hätten geben können, war für die Graben 
besatzung strenge untersagt. 
Die Tarnungsworte für verschiedenes Kriegsgerät 
und Munition wurden vermehrt. So waren zum Bei 
spiel von nun an die Schrapnells: „Rosen", die Minen: 
„Rekruten" und die Granaten wurde:: „Knödel". Ein 
Ersuchen an die Artillerie, sie solle 10 Rosen und 50 
Knödel den Italienern übermitteln, war beileibe keine 
Menagezubuße für diese. 
Schwere Lufttorpedos töteten drei Mann und ver 
wundeten 22. Das Gewicht der Ladung eines solchen 
Geschosses war 56 Kilogramm. Wie dürfen wir vom 
Ersten Weltkrieg froh sein, daß es damals noch keine 
1000-Kilogramm-Bomben gab, die man dann im Zwei 
ten Weltkrieg bedenkenlos auch auf Frauen, Kinder und 
Greise fallen ließ. 
Die letzten drei Stellungstage waren sehr unruhig, 
anstrengend und verlustreich. Nach mehrmaliger, kräf 
tiger Artillerievorbereitung sollten von uns aus Pa 
trouillenunternehmungen starten, um Gefangene einzu 
bringen. Die Sturmpatrouillen, welche dann unter 
Kommando der Leutnants Meßner, Langfellner und 
Angermayr losgingen, stellten fest, daß die Wirkung 
unserer Artillerie auf die Feindstellungen minimal ge 
wesen war und die Drahthindernisse alle intakt seien. 
Unter solchen Umständen konnten die Patrouillen keine 
Erfolge haben. 
Dafür beschoß uns die Feindartillerie mit um so 
größerer Wirkung. Da die Italiener Angriffe von unse 
rer Seite vermuteten, belegten sie unsere Stellungen 
und das Vorfeld derselben mit allerschwerstem Abwehr 
und Sperrfeuer. Die Wirkung war verheerend. 
Unsere Verluste in dieser Stellungsperiode: 3 Offi 
ziere tot (Leutnant Karl Reiß, Leutnant Adolf Zoderer 
und Leutnant Anton Angermayr); 10 Mann gefallen, 
50 verwundet, 9 Mann Nervenzusammenbruch, über 100 
Erkankte; einige Pferde ausgefallen. 
Auch diese, im wahrsten Sinne des Wortes „dreckige" 
Stellungsperiode fand am 12. und 13. Oktober mit der 
Ablösung durch das wieder in die Division zurück 
gekehrte Gebirgsschützenregiment Nr. 2 sein Ende. Das 
Regimentskommando der Zweier kam nach Tabor, das 
I. Bataillon in das Taborlager, das II. Bataillon als 
Brigadereserve in den 140-Riegel (Skizze 1) und das 
III. nach Britof. Die Ablösung war allseits ohne Ver 
luste erfolgt. Endlich sich wieder trocknen und einmal 
wieder ausschlafen zu können, wie tat das wohl! 
Die erste Kompagnie des XXX. Marschbataillons 
wurde aufgeteilt. Einen Tag später rückte Oberleutnant 
Vacek mit den restlichen zwei Kompagnien desselben 
Marschbataillons ein und Leutnant Panek brachte 18 
Mann des XXXII. zum Feldregiment. 
Von der Ausbildungsgruppe des 23. Korps kam 
Oberstleutnant Alfred Hölzl zum Regiment und über 
nahm zunächst das Kommando über das II. Bataillon. 
Leutnant Hans Brunner rückte als Einzelreifender 
vom Ersatzbataillon in Brünn zum Feldregiment ein 
und übernahm vom Oberleutnant Schmerhoffky das 
Kommando der Maschinengewehrkompagnie I. Schmer- 
hofsky ging mit anderen Offizieren und Mannschaften 
auf Urlaub, da diese nun wieder offen waren. 
Immer nasses Wetter, sehr kühl und die Mannschaft 
fror. 
Es tat sich etwas! Alle Anordnungen wiesen darauf 
hin. Der Regimentskommandant Oberst Christophori 
und ein Adjutant sowie zwei Bataillonskommandanten 
und einige Offiziere gingen auf Rekognoszierung zur 
17. Jnfanterietruppendivision im Lager Sv. Ambros
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.