Volltext: Die Frühgeschichte [20] (Erster Band / 1939)

23 
auf seiner Flucht vor den Avaren und Slaven nach Istrien im Jahre 599 
dorthin mitgenommen haben? Allein die Nachrichten über den heiligen 
Maximilian zu Pirano beginnen ebenfalls erst seit dem Jahre 1303 
bezw. 1344 zu fließen 30 ). Die Bollandisten und ihre Gewährsmänner 
haben ihn mit guten Gründen von dem norischen Maximilian unter 
schieden und richtig erkannt, daß man dort mangels jeder eigenen 
Kunde Tag und Charakter des Passauer Patrons einfach übernommen 
hat. Ebensowenig besteht ein vernünftiger Grund, den norischen Maxi 
milian für den afrikanischen Märtyrer gleichen Namens zu halten, 
dessen Reliquien aus Afrika nach Norikum gebracht worden wären 31 ). 
Was ist nun über den hl. Maximilian bekannt? Am ausführlichsten 
berichtet über ihn seine Lebensbeschreibung, die Vita s. Maximiliani 32 ). 
Sie ist aber nicht alt. Sie kennt ein Passauer Ereignis aus dem Jahre 1265, 
das daraus, daß die Reliquien bereits in verschiedene Reliquiare verteilt und auch 
zu nicht geringem Teil an andere Kirchen schon vergeben waren. Seit Kaiser 
Friedrich III. aus Dankbarkeit für die Errettung vor einem Anschlag in Cilli seinem 
eben erwarteten Thronfolger den hl. Maximilian zum Patron gegeben hatte und 
dieser als Kaiser Maximilian I. den nachhaltigsten Eindruck auf seine Zeit machte, 
scheint man an den Fürstenhöfen es zur Ehre geschätzt zu haben, Reliquien des 
kaiserlichen Namenspatrons zu besitzen. So enthält das Reliquienverzeichnis der 
Schloßkirche zu Wittenberg vom Jahre 1509 die Angaben: „Von dem hl. Maxi- 
miliano 31 partickel. Von S. Maximiliano 2 große partickel.“ Dabei ist auch in 
Betracht zu ziehen, daß schon bei den verschiedenen Überführungen der Reliquien 
ganz natürlich nicht mehr alle Gliedmaßen vorhanden waren und darum auch 
nicht mehr nach Passau kamen. (J. Kappel, Der Dom des hl. St. Stephan zu Passau 
1912, S. 55. — Wittenberger Heiligtumsbuch 1509.) 
30. Acta SS. Octob. VI f. 47 ff. 
31. A. Harnack, Mission u. Ausbreitung des Christentums Bd. II, S. 202. Ebenso 
willkürlich ist es, Maximilian jenem presbiter Maximian gleichzustellen, der nach der 
Vita s. Severini (c. 24) zu Joviaco einem Herulerüberfall zum Opfer gefallen ist 
(P. Karner, Stud. u. Mitt. a. d. Kirchengesch. Seminar d. Univ. Wien 12. Heft). 
32. Acta SS. Octobris VI f. 23—53.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.