Volltext: Landeskunde von Oberösterreich

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bald Kriege zwischen ihnen geführt und von diesen Verhältnissen 
wurde auch Baiern berührt. Die Franken fiengen von dieser Zeit 
an die Bojoarier nicht mehr als Vormauer gegen die Völker des 
Ostens, sondern als Feinde zu betrachten und strebten dahin, 
Baiern zu unterwerfen oder doch unschädlich zu machen. Herzog 
Garibald, den einige Schriftsteller sogar König der Bojoarier 
nennen, geriet mit den Franken in Krieg. In demselben müssen 
die Letzteren glücklich gewesen sein. Ueber das Schicksal Garibald's 
sind keine Nachrichten vorhanden. 
Um das Jahr 593 oder 595 wurde der Agilolfinger Thas- 
silo I. von dem Frankenkönige Childebert als Herzog in Bojoa- 
rien eingesetzt. Mit der Einsetzung Thassilo's hatte die bisherige 
Bundesgenossenschaft zwischen den Franken und Bojoariern ein 
Ende. Die unabhängige Stellung Baierns hörte jetzt auf. Die 
Herzoge kamen in Abhängigkeit von den fränkischen Königen. 
Zwar waren die Letzteren nicht Lehensherren und die Herzoge 
nicht Lehensvasallen. Von einem solchen Verhältnisse kann man 
in dieser Zeit noch nicht sprechen. Die ganze Abhängigkeit Baierns 
vom Frankenreiche bestand darin, daß die Agilolfinger dem frän¬ 
kischen Könige versprechen mußten, nie niehr gegen ihn Krieg zu 
führen oder mit den Feinden der Franken Bündnisse zu schließen. 
In ihrem Lande hingegen herrschten die Herzoge ganz unum¬ 
schränkt. Sie zalen keinen Tribut an die Franken, wie andere 
diesen unterworfene Völker, sie gebieten über Leben und Tod 
ihrer Unterthanen, machen Stiftungen und werden von den Fran¬ 
ken nie zum Heerbanne aufgeboten. 
Die Geschichte Bojoariens und hiermit auch die unseres 
Vaterlandes ist bis zum Ende des 7. Jahrhundertes in ein 
tiefes Dunkel gehüllt. Thassilo I., dessen Regierungszeit in die 
Jahre 593—610 gesetzt wird, führte im Austrage der fränkischen 
Könige Krieg gegen die heranrückenden Avaren und Slawen. 
Unter Herzog Garibald II. 610—640 verbreiteten frän¬ 
kische Glaubensboten das Christentum in Baiern, da das Volk 
mit Ausnahme des Herzogs noch meistens heidnisch war. In 
seine Regierungszeit fällt auch ans Veranlassung der fränkischen 
Könige die erste Abfassung des berühmten bojoarischen Gesetz¬ 
buches. 
Unter Herzog Garibald II. begann die Einwanderung sla¬ 
vischer Völkerschaften auf dem Boden unseres Vater¬ 
landes wahrscheinlich vor dem Jahre 630. Es waren dies Süd¬ 
slaven, Wenden, Slovenen, die aus Steiermark kamen. Sie ließen 
sich zwischen der Ens und Steier und an der oberen Traun 
nieder. Mehrere alt-fiavische Ortsnamen erinnern noch heute 
an den einstigen Aufenthalt slavischer Völkerschaften wie z. B. 
der Name Windischgarsten, die Stoder-Thäler. Lange Zeit ver-
	        
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