Volltext: Landeskunde von Oberösterreich

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im deutschen Reiche die Waffen gegen Kaiser Ferdinand II. und 
gegen die katholische Liga ergriffen hatte, zu verschaffen. Auch 
die böhmischen Protestanten, welche nur mehr im Geheimen ihr 
Bekenntniß ausüben konnten, sahen eine bewaffnete Erhebung 
des oberösterreichischen Landvolkes sehr gerne und leisteten der¬ 
selben, so viel sie konnten, Vorschub. Aus Böhmen bekamen die 
Bauern ihre Waffen und Pulvervorräte. Sie rechneten auch auf 
die Hilfe des Freibeuters Grafen Mansfeld und des Fürsten 
Bethlen Gabor von Siebenbürgen, der sich abermals gegen den 
Kaiser erhoben hatte. 
Man kann mit Zuversicht die Ansicht aussprechen, daß 
durch die Einwirkung, durch die Anregung von Au¬ 
ßen das oberösterreichische Landvolk ermutigt wurde, sich aus 
seiner bedrängten Lage durch einen allgemeinen Aufstand zu befreien. 
Dänische Gesandte, von denen besonders ein gewisser Schul- 
tetus eine bedeutendere Rolle spielte, erschienen im Lande, be¬ 
stärkten die Bauern in ihrem Vorhaben und versprachen ihnen 
die Hilfe der Böhmen, des Mansfeld und Bethlen Gabor. Auch 
holländrsche Befehlshaber schlichen sich verkleidet zu den Bauern, 
unter denen sich überhaupt viele Ausländer befanden. 
Die Stände des Landes machten mit den Bauern nicht 
gemeinsame Sache, wie der Verlauf des Aufstandes deutlich zeigt. 
Sie waren allerdings mit der bairischen Wirthschaft nicht zu¬ 
frieden; doch machten sie, um die Ruhe im Lande wiederherzu¬ 
stellen, viele Versuche, die Bauern zur Niederlegung der Waffen 
zu bewegen und wiesen alle Aufforderungen, in das Lager der 
Bauern überzugehen, entschlossen zurück. 
Nach ziemlich übereinstimmenden Berichten erfolgte der 
Ausbruch des Aufstandes am 17. Mai 1626 zu Lembach und 
Nohrbach im oberen Mühlviertel. Es entstanden daselbst Strei¬ 
tigkeiten zwischen bairischen Soldaten und den Bauern wegen 
der Einquartierung. Die Soldaten wurden erschlagen. Schon 
am folgenden Tage waren Bauernscharen in diesen Gegenden 
versammelt, belagerten das alte Schloß Velden und ließen überall 
ihre Genossen aufbieten, denen im Weigerungsfälle mit Mord 
und Brand gedroht wurde. 
Mit Blitzesschnelle, gleichzeitig diesen Ereignissen im Mühl¬ 
viertel hatte sich der Aufstand im Hausruckviertel erhoben. In 
der Nacht vom 17. auf den 18. Mai versammelten sich über 
1000 Bauern aus den Waldgegenden im Mini-Wirts¬ 
hause in der Pfarre St. Agatha. Sie leisteten einen feier¬ 
lichen Schwur: „Das bairische Joch abzuwerfen und Alles an 
Einen zu setzen." Sie wälten Stefan Fadinger zu ihrem 
Obersthauptmann und den Miniwirth Jakob Zeller, dessen 
Haus als Sammelplatz bezeichnet wurde, zu seinem Adjutanten. 
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