Volltext: Die neueste Geschichte des jüdischen Volkes (8, Die Neueste Geschichte ; 1928)

Einleitung 
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existenz verdammt war, ließ es sich nämlich Friedrich II. angelegen 
sein, die jüdischen Großkapitalisten in ihren Fabrik-, Bank- und 
Regalienpachtunternehmungen nach Kräften zu fördern. Viele Juden 
aus Berlin, Königsberg und Breslau verdankten ihren Reichtum den 
einträglichen Heereslieferungen während des Siebenjährigen Krieges; 
jüdische Bankiers sowie Pächter des Münzregals, die sogenannten 
„Münzjuden“, gewannen Einfluß bei Hofe, und sie waren es vor 
allem, mit deren Hilfe die königlichen Finanzen im Gleichgewicht 
erhalten wurden. Soweit solche Personen in Frage kamen, zögerte 
der König nicht, das unmenschliche „Judenreglement“ fallen zu 
lassen, indem er ihnen „Generalprivilegien“ verlieh, durch die sie den 
christlichen Kaufleuten gleichgestellt wurden. Auf diese Weise ent 
standen die großen Häuser der bevorrechteten Ephraims, Itzigs, Gum- 
pertz usw. Während nun die Häupter dieser Familien ganz ihren 
weitverzweigten kommerziellen Unternehmungen lebten, gaben sich 
ihre Frauen und Kinder in prunkvoll ausgestatteten Wohnungen der 
Pflege der Geselligkeit hin und setzten ihren Ehrgeiz darein, durch 
die Eleganz und den Luxus ihrer „Salons“ selbst die vornehmsten 
feudalen Häuser Berlins in den Schatten zu stellen. Den Angehörigen 
der christlichen Oberschicht standen die Türen dieser Salons weit 
offen. Ihre Hauptanziehungskraft verdankten die neuen Stätten der 
Geselligkeit den hübschen, gebildeten Jüdinnen, die von dem Drange 
erfüllt waren, mit der vornehmen deutschen Welt in möglichst nahe 
Berührung zu kommen. Die Häuser der Berliner Bankiers Ephraim, 
Itzig, Cohen und Meyer wurden denn auch von preußischen Offi 
zieren, Diplomaten und Höflingen gern besucht, die hier mit den 
liebenswürdigen Töchtern Israels, denen der Titel einer deutschen 
Freifrau oder der Rang einer preußischen Offiziersdame über 
ihr Judentum ging, gar häufig Liebesverhältnisse anknüpften. Um 
1786 ragte in Berlin der vornehmlich literarische Interessen pfle 
gende und in erster Linie von Gebildeten besuchte Salon der blendend 
schönen Henriette Herz hervor, der Gattin des dem Kreise Mendels 
sohns angehörenden Arztes Markus Herz. Dem vom Herzschen Salon 
ausgehenden Zauber konnte sich selbst der damals gerade in einer 
diplomatischen Mission in Berlin weilende Graf Mirabeau nicht ent 
ziehen. Seine Glanzzeit sollte indessen dieser Salon erst später, in den 
Jahren der französischen Revolution erleben (unten, § 33). 
Das Verhalten der damaligen Berliner Gesellschaft ihren jüdischen
	        
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