Volltext: Die neueste Geschichte des jüdischen Volkes (8, Die Neueste Geschichte ; 1928)

Einleitung 
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stand seiner Familie auf eine dauerhafte Art zu gründen. Denn auch 
der Wohlhabende wird durch die notwendige Trennung seiner Kin 
der und die Kosten ihres Etablissements an verschiedenen Orten zu 
einer beständigen Zerreißung seines Vermögens gezwungen. Hat man 
dem Juden die Erlaubnis, sich in dem Staate aufzuhalten, bewilligt, 
so muß er dieselbe jährlich durch eine starke Abgabe wieder erkau 
fen; er darf sich nicht ohne besondere Erlaubnis, die von gewissen 
Umständen abhängt, und nicht ohne neue Kosten verheiratet; jedes 
Kind vermehrt die Größe seiner Abgaben, und fast alle seine Hand 
lungen sind damit belegt . . 
„Und bei diesen so mannigfaltigen Abgaben ist der Erwerb des 
Juden auf das äußerste beschränkt. Von der Ehre, dem Staat sowohl 
im Frieden als im Kriege zu dienen, ist er allenthalben ganz ausge 
schlossen; die erste der Beschäftigungen, der Ackerbau, ist ihm al 
lenthalben untersagt, und fast nirgends kann er liegende Gründe in 
seinem Namen eigentümlich besitzen. Jede Zunft würde sich entehrt 
glauben, wenn sie einen Beschnittenen zu ihrem Genossen aufnähme, 
und daher ist der Hebräer fast in allen Landen von den Handwer 
ken und mechanischen Künsten ganz ausgeschlossen. Nur seltenen 
Genies (die, wenn vom Ganzen der Nation die Rede ist, nicht ge 
rechnet werden können) bleibt bei so vielen niederdrückenden Um 
ständen noch Mut und Heiterkeit, sich zu den schönen Künsten oder 
den Wissenschaften zu erheben, von denen, zugleich als Weg des 
Erwerbs betrachtet, nur allein Meßkunst, Naturkunde und Arznei 
gelahrtheit dem Hebräer übrig bleiben. Und auch diese seltenen Men 
schen, die in den Wissenschaften und Künsten eine hohe Stufe er 
reichen, sowie die, welche durch die untadelhafteste Rechtschaffen 
heit der Menschheit Ehre machen, können nur die Achtung weniger 
Edlen erwerben; bei dem großen Haufen machen auch die ausge 
zeichnetsten Verdienste des Geistes und Herzens den Fehler nie ver 
zeihlich — ein Jude zu sein. Diesem Unglücklichen also, der kein 
Vaterland hat, dessen Tätigkeit allenthalben beschränkt ist, der nir 
gends seine Talente frei äußern kann, an dessen Tugend nicht ge 
glaubt wird, für den es fast keine Ehre gibt — ihm bleibt kein an 
derer Weg, des vergünstigten Daseins zu genießen, sich zu nähren, 
als der Handel. Aber auch dieser ist durch viele Einschränkungen und 
Abgaben erschwert, und nur wenige dieser Nation haben so viel Ver 
mögen, daß sie einen Handel im Großen unternehmen können. Sie
	        
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